Installations- und Bedienungsanleitung für WINE
			     Peter Ganten
			   peter@ganten.org
			     7. Juli 2000


1. Zusammenfassung

Dieser Text beschreibt die Installation, Einrichtung und Bedienung von
WINE. WINE ist eine Laufzeitumgebung zum Ausführen von Programmen für
MS-Windows unter GNU/Linux und anderen UNIX-kompatiblen
Betriebssystemen auf Intel-x86-kompatiblen Computern, das Programm kann
außerdem dazu genutzt werden, den Quellcode existierender
Windows-Programme nach UNIX zu portieren. In diesem Text geht es in
erster Linie jedoch um die Installation und Konfiguration der
Laufzeitumgebung für Windows-Programme. Der Text wurde
ursprünglich als Begleitmaterial für einen Vortrag über WINE und die
Integration von Windows-Anwendungen unter GNU/Linux auf dem LinuxTag
2000 vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2000 in Stuttgart geschrieben. 

2. Einleitung
                                        
Mit WINE wird ein umfassender Ansatz zur Integration von
Windows-Anwendungen unter GNU/Linux verfolgt. WINE besteht u.a. aus
einem Loader, mit dem Windows- und DOS-Programme unter Linux in den
Speicher geladen und vom Prozessor des Rechners ausgeführt werden
können. Außerdem stellt das Programm einen großen Teil der
Schnittstellen (APIs) Windows-basierter Betriebssysteme zur Verfügung.
Diese Schnittstellen werden von Windows-Programmen, die mit WINE
ausgeführt werden, benutzt, so dass solche Programme die selbe,
erwartete Umgebung vorfinden, wie unter Windows. Weil diese
Schnittstellen mit WINE vorhanden sind und deren Definitionen in Form
von Header-Dateien vorliegen, kann WINE auch benutzt werden, um den
Quellcode von Windows-Programmen nach GNU/Linux oder anderen
UNIX-basierten Betriebssystemen zu portieren. Es entstehen dann echte
UNIX/Linux-Programme, welche die selbe Funktionalität haben, wie ihre
äquivalenten Programme unter Windows. Die Verwendung eines
einheitlichen APIs unter Windows und Linux hat für Softwarehersteller
den Vorteil, dass nur eine einzige Version des Quellcodes gepflegt und
weiterentwickelt werden muss, die sich unter beiden
Betriebssystemfamilien verwenden lässt.

Das WINE-Projekt wurde 1993 gestartet, es wird im wesentlichen von
Freiwilligen getragen, die über Mailinglisten miteinander
kommunizieren. In letzter Zeit hat WINE zusätzliche Unterstützung
durch mehrere kommerzielle Unternehmen erfahren, die WINE dazu
einsetzen, ihre Windows-Programme nach GNU/Linux zu portieren. WINE
ist heute in der Lage, einen großen Teil der existierenden
Windows-Programme (16- und 32bit) unter Linux auszuführen, in einem
begrenzten Umfang können auch DOS-Programme mit WINE benutzt
werden. WINE führt Windows-Programme direkt unter Linux aus, es
benötigt dazu keine speziellen Kernelerweiterungen, keine besonderen
Rechte und keine existierende Windows-Installation. Das Design erlaubt
es, die betreffenden Programme unter Linux genauso schnell
auszuführen, wie unter Windows, weil keine Emulation im Sinne einer
Interpretation von Prozessoranweisungen stattfindet. Zur Ausführung
eines bestimmten Programms werden unter GNU/Linux mit WINE theoretisch
dieselben Systemressourcen benötigt wie unter Windows. Optional kann
WINE eine bestehende Windows-Installation verwenden. Es ist dann
möglich, die Einstellungen dieser Installation für Windows-Programme
zu übernehmen und einige Original-Bestandteile von Windows mit WINE zu
verwenden, welche in WINE noch nicht in ausreichendem Umfang zur
Verfügung stehen.
   
Im folgenden wird beschrieben, wie WINE auf einem GNU/Linux-System
installiert und eingerichtet werden kann. Ausgegangen wurde dabei
urspruenglich von der Linux-Distribution Debian GNU/Linux 2.2 (potato)
und der WINE-Version 20000614. Mittlerweile wurde der Inhalt auf neuere
Wine-Versionen (200105xx) angepasst. Bei Verwendung einer anderen
Linux-Distribution oder einer anderen WINE-Version sind die
beschriebenen Schritte entsprechend anzupassen.
Mittlerweile gibt es bei Debian von Ove Kaaven ein perfekt angepasstes
Wine-Package ("wine"), das zusammen mit "winesetuptk" kinderleicht verwendet
werden kann.
   
3. Binärpaket oder Quellcode?

In den meisten Linux-Distributionen sind heute WINE-Pakete
enthalten. Hierbei handelt es sich um Binärpakete, die WINE in einer
Form enthalten, in der es direkt ausgeführt werden kann. Aktuelle
Versionen solcher Pakete lassen sich auch von verschiedenen
Internetseiten herunterladen. Theoretisch sollte WINE nach der
Installation eines Binärpakets sinnvoll konfiguriert und sofort
benutzbar sein. Tatsächlich ist es in vielen Fällen jedoch notwendig, 
die mit dem Paket installierte Konfiguration zu überarbeiten. 

Aufgrund der schnellen Entwicklung von WINE wird zur Zeit empfohlen,
an Stelle eines Binärpakets den aktuellen Quellcode zu verwenden. Der
Quellcode muss, nachdem man ihn sich beschafft hat, entpackt,
konfiguriert und kompiliert (übersetzt) werden. Dabei entsteht dann
eine Binärdatei, die genau an das eigene System angepasst ist und
deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit für optimale Ergebnisse bietet,
als Binärpakete, die u.U. für ein anders konfiguriertes System
erstellt wurden. Die Verwendung des Quellcodes bietet außerdem die
Möglichkeit, das Programm relativ einfach aktualisieren zu können,
wobei nicht immer wieder das komplette Paket heruntergeladen werden
muss. Darüberhinaus kann mit der Verwendung des aktuellen Quellcodes 
sichergestellt werden, dass evtl. auftretende Fehler wirklich in WINE
vorhanden sind und nicht bereits behoben worden sind. Dadurch wird die
Möglichkeit gesteigert, sinnvolle Fehlerberichte an die
WINE-Entwickler schicken zu können. 

Die Installation von Binärpaketen ist abhängig vom eingesetzten
Paketformat der Distribution (zumeist wird das Redhat- oder
Debian-Format benutzt) sowie der Distribution selbst. Die hierzu
benötigten Informationen sollten sich in der Dokumentation der von
Ihnen eingesetzten Distribution finden. In diesem Text wird die
Installation aus dem Quellcode von WINE beschrieben. 

4.0 Systemvoraussetzungen

Damit WINE auf dem System übersetzt und ausgeführt werden kann, müssen
die folgenden Programme und Dateien installiert sein:

    1. Linux-Kernel ab der Versionsfamilie 2.2.x. (WINE lässt sich auch
       unter Linux-Kernels der Versionsfamilie 2.0.x ausführen,
       allerdings unterstützen diese Kernels bestimmte von WINE benötigte
       Eigenschaften nicht. Dies macht sich insbesondere dann bemerkbar,
       wenn 32Bit-Windowsprogramme mit WINE ausgeführt werden sollen, bei
       denen mehrere Threads gleichzeitig ausgeführt werden.) Die
       Versionsnummer des aktuell ausgeführten Linux-Kernels wird
       angezeigt, wenn der folgenden Befehl an der Kommandozeile
       eingegeben wird:

       uname -r 

    2. Es wird empfohlen, die GNU C-Bibliothek (libc6) ab Version 2.1
       einzusetzen. Die Versionsnummer der aktuell eingesetzten
       C-Bibliothek kann angezeigt werden, indem der folgende 
       Befehl benutzt wird:

       ls -l /lib/libc.so.* 

       Auf einigen Systemen ist sowohl die ältere C-Bibliothek libc5,
       als auch die neuere Bibliothek libc6 vorhanden. Entscheidend
       ist dann in der Regel die neuere Version. Die C-Bibliothek muss
       Reentrant sein, damit WINE Multithreading unterstützen
       kann. Dies ist bei allen neueren Linux-Distributionen der
       Fall. Die C-Bibliothek befindet sich im Paket libc6. Um WINE zu
       übersetzen werden zusätzlich die Entwicklerdateien zur
       C-Bibliothek benötigt. Diese befinden sich unter Debian im
       Paket libc6-dev.

    3. Weil WINE das X Window System benutzt, werden die X-Bibliotheken
       und, wenn WINE übersetzt werden soll, die Entwicklerdateien für
       X benötigt. Die Bibliotheken sind unter Debian im Paket xlib6g
       und die Entwicklerdateien im Paket xlib6g-dev enthalten.

    4. Für Programme, die im Textmodus ausgeführt werden, kann WINE die
       Bibliothek libncurses verwenden. Damit die Unterstützung dafür in
       das Programm eingebunden wird, müssen die Entwicklerdateien für
       diese Bibliothek installiert sein (Paket libncurses5-dev). Die
       Verwendung der ncurses-Bibliothek ist jedoch optional.

    5. Ebenfalls optional ist die Unterstützung einer OpenGL-kompatiblen
       Bibliothek, wie z.B. Mesa. Wenn die Unterstützung für OpenGL in
       das Programm eingebunden werden soll, müssen die
       OpenGL-Entwicklerdateien auf dem System installiert sein, wie sie
       z.B. durch das Paket mesag-dev bereitgestellt werden. Zusätzlich
       sind dann natürlich die OpenGL-Bibliotheken selbst erforderlich.

    6. Um WINE zu übersetzen, muss der GNU-C-Compiler benutzt werden.
       Empfohlen wird zur Zeit Version 2.95. Weiter werden einige
       Standardwerkzeuge wie make, (f)lex, yacc oder bison benötigt,
       die auf den meisten Linuxsystemen bereits installiert sein sollten.
       
   Je nachdem, ob in dem zu erzeugenden Binärcode Debug-Informationen
   enthalten sein sollen, werden für die Übersetzung und die
   Installation von WINE zwischen ca. 100 MB und ca. 250 MB
   Speicherplatz auf der Festplatte benötigt. An den Prozessor des
   Rechners werden keine besonderen Anforderungen gestellt, so ist ein
   Prozessor der Pentium-Klasse mit 133 Mhz ausreichend, um mit WINE
   beispielsweise Textverarbeitungsprogramme auszuführen. Für Spiele
   und andere Multimedia-Anwendungen wird allerdings in der Regel ein
   schnellerer Rechner benötigt. Wichtig ist, dass sich in dem Rechner
   ausreichend Arbeitsspeicher (RAM) befindet. Zur Ausführung größerer
   Windows-Programme sollte der Rechner mit 64 MB RAM ausgestattet
   sein.
   
5.0 Beschaffung und Installation des Quellcodes

   WINE kann von verschiedenen Servern im Internet per FTP oder HTTP
   heruntergeladen werden. Normalerweise kann der jeweils aktuelle
   Quellcode u.a. von den folgenden Adressen bezogen werden:

     * ftp://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
     * ftp://ftp.infomagic.com/pub/mirrors/linux/sunsite/ALPHA/wine/development/
     * ftp://orcus.progsoc.uts.edu.au/pub/wine/development/
     * http://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
       
   Bei der Entwicklung von WINE werden zur Zeit noch keine
   Versionsnummern benutzt. An Stelle dessen trägt jede Ausgabe eine
   Zahl, welche nach dem Schema Jahreszahl, Monat, Tag dem Datum
   entspricht, an welchem die betreffende Version herausgegeben wurde.
   Die Datei Wine-20000614.tar.gz in einem der oben aufgeführten
   Verzeichnisse enthält also die Version von WINE. die am 14. Juni
   2000 herausgegeben wurde. Prinzipiell ist es zu empfehlen, die
   jeweils neueste Version zu verwenden. Nachdem der Quellcode
   heruntergeladen worden ist, kann er durch die Eingabe des folgenden
   Befehls im aktuellen Arbeitsverzeichnis entpackt werden:
   
   tar -xvzf Wine-20000614.tar.gz
   
   Dabei ist Wine-20000614.tar.gz natürlich durch den Namen der
   heruntergeladenen Datei zu ersetzen. Der Quellcode wird dann in ein
   Unterverzeichnis des aktuellen Verzeichnisses entpackt, dessen Name
   sich aus der Bezeichnung wine und, getrennt von einem Bindestrich,
   dem Herausgabedatum der benutzten Version zusammensetzt, also
   beispielsweise wine-20000614. Normalerweise empfiehlt es sich,
   dieses Verzeichnis in wine umzubenennen, wie es durch Eingabe des
   folgenden Befehls geschehen kann:
   
   mv wine-20000614 wine
   
  5.1 Aktualisieren des Quellcodes mit Patchdateien
  
   Neben den komprimierten Tar-Archiven, welche den Quellcode von WINE
   beinhalten, befinden sich in den aufgeführten Verzeichnissen auch
   so genannte Patch-Dateien, welche lediglich die Änderungen
   enthalten, die zwischen zwei Ausgaben an WINE vorgenommen
   wurden. Diese Dateien sind normalerweise viel kleiner als der
   komplette Quellcode, so dass es sich empfiehlt, sie zu verwenden,
   wenn das Programm von einer Version auf die nächste aktualisiert
   werden soll. Falls auf einem Rechner beispielsweise Wine-20000614
   installiert ist und auf WINE-20000614 aktualisiert werden soll, so
   wäre die Datei WINE-20000614.diff.gz herunterzuladen. Die in der
   Datei beschrieben Veränderungen können auf den installierten
   Quellcode angewandt werden, indem zunächst in das Basisverzeichnis
   des Quellcodes (also in das Verzeichnis wine, welches durch die
   oben beschriebenen Schritte entstanden ist) gewechselt wird und
   dann das Programm patch wie folgt aufgerufen wird:
   
   gunzip -c ../Wine-20000526.diff.gz | patch -p1
   
   Hier wird davon ausgegangen, dass sich die Patch-Datei in dem
   Verzeichnis befindet, welches dem WINE-Verzeichnis (wine)
   übergeordnet ist und den Namen Wine-20000526.diff.gz trägt. Der
   Dateiname ist entsprechend anzupassen, wenn eine Datei mit einem
   anderen Namen oder aus einem anderen Verzeichnis benutzt wird.
   
  5.2 Herunterladen und Aktualisieren von WINE mit CVS
  
   Alternativ kann der Quellcode vom CVS-Server des WINE-Projektes
   installiert werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin,
   dass es jederzeit unkompliziert möglich ist, den eigenen Quellcode
   an den Entwicklungsstand des Projekts anzupassen ohne dass auf eine
   neue Ausgabe des Programms gewartet werden muss. Für jeden, der
   plant, selbst an dem Projekt mitzuarbeiten, ist die Verwendung von
   CVS normalerweise erforderlich. Damit CVS benutzt werden kann, muss
   das Programm cvs natürlich installiert sein. Unter Debian ist es in
   dem gleichnamigen Paket enthalten. Wenn dies sichergestellt ist,
   kann durch die Umgebungsvariable CVSROOT eingestellt werden, von wo
   der Quellcode bezogen, bzw. aktualisiert werden soll. Bei
   Verwendung der Bash kann dazu der folgende Befehl eingegeben
   werden:
   
   export CVSROOT=:pserver:cvs@cvs.winehq.com:/home/wine
   
   Danach kann man sich bei dem CVS-Server anmelden. Hierzu dient
   dieser Befehl:
   
   cvs login
   
   Das Programm erfragt dann ein Passwort für den Zugriff auf den
   Server.  Hier ist das Passwort cvs zu verwenden. Nun kann der
   Quellcode vom Server heruntergeladen werden, indem der nächste
   Befehl eingegeben wird:
   
   cvs -z 3 checkout wine
   
   Im aktuellen Arbeitsverzeichnis wird dann ein Unterverzeichnis mit
   der Bezeichnung wine angelegt. Sobald der Befehl abgeschlossen ist,
   befinden sich in diesem Verzeichnis der aktuelle Quellcode des
   Projekts und einige zusätzliche Dateien, die von CVS benötigt
   werden.
   
   Um den Quellcode auf den neuesten Stand zu bringen, kann dieser
   Befehl benutzt werden:
   
   cvs -z 3 update -PAd WINE
   
   Informationen über die hier verwendeten Parameter beim Aufruf von
   CVS und über weitere Möglichkeiten des Programms befinden sich
   u.a. in der Manualseite zu cvs(1) sowie auf der CVS-Homepage, die
   unter http://www.sourcegear.com/CVS zu erreichen ist. Weitere wichtige
   Hinweise im Hinblick auf CVS und WINE sind unter der Adresse
   http://www.winehq.com/dev.shtml verfügbar.
   
6.0 Konfiguration und Übersetzung des Quellcodes

   Vorausgesetzt, der Quellcode befindet sich im Unterverzeichnis wine
   des aktuellen Arbeitsverzeichnisses, ist zunächst in dieses
   Verzeichnis zu wechseln, um alle weiteren Schritte durchzuführen:
   
   cd wine
   
   Dann kann das Skript configure aufgerufen werden. Dieses Skript
   führt eine Reihe von Tests durch, die u.a. untersuchen, ob das
   System alle notwendigen Eigenschaften erfüllt und die benötigten
   Entwicklerdateien installiert sind. Daraufhin erzeugt es die
   Dateien, durch welche die Übersetzung des Quellcodes gesteuert
   wird. Dem Skript können verschiedene Parameter übergeben werden,
   mit denen sich beispielsweise bestimmen lässt, dass in den zu
   erzeugenden Programmen und Bibliotheken keine Debug-Mitteilungen
   enthalten sein sollen. Die vollständige Liste der verfügbaren
   Optionen für configure wird angezeigt, wenn das Skript mit der
   Option --help aufgerufen wird.  Normalerweise reicht es aus, das
   Skript folgendermaßen aufzurufen:
   
   ./configure
   
   Falls wichtige Dateien oder Eigenschaften des Systems von configure
   nicht gefunden werden können, erfolgt unter Umständen eine Warn-
   oder Fehlermeldung. Solche Fehler sollten behoben werden, bevor mit
   der Übersetzung des Quellcodes fortgefahren wird.
   
   Im nächsten Schritt wird der Quellcode übersetzt. Dazu sind
   hintereinander die folgenden beiden Befehle zu benutzen:
   
   make depend
   
   make
   
   Auf der Partition, auf welcher sich das Verzeichnis mit dem
   Quellcode befindet, werden für die komplette Übersetzung zur Zeit
   ungefähr 230 MB Speicherplatz benötigt. Der größte Teil dieses
   Speicherplatzes wird dabei von den Debug-Informationen in den
   Objektdateien, die beim Übersetzen erzeugt werden, benötigt. Falls
   nicht beabsichtigt wird, irgendwelche Fehler in WINE zu
   untersuchen, können die Binärdateien auch ohne Debug-Informationen
   erzeugt werden, dazu ist der letzte der beiden oben genannten
   Befehle durch den nächsten Befehl zu ersetzen (für die Übersetzung
   werden dann nur noch ungefähr 80 MB Speicherplatz benötigt).
   
   make CFLAGS="-O2"
   
   Nun kann WINE auf dem System installiert werden. Hierzu ist mit den
   Rechten des Administrators der folgende Befehl einzugeben:
   
   make install
   
   Dadurch werden die ausführbaren Programme von WINE standardmäßig in
   das Verzeichnis /usr/local/bin, die Programmbibliotheken in das
   Verzeichnis /usr/local/lib, die Manualseiten unterhalb des
   Verzeichnisses /usr/local/man und einige Header-Dateien in das
   Verzeichnis /usr/local/include/wine installiert. 

   Achtung:
   Standardmäßig wird bei einigen Distributionen (z.B. bei Debian
   GNU/Linux) in dem Verzeichnis /usr/local/lib nicht nach
   Programmbibliotheken gesucht. Falls beim Start von WINE gemeldet wird,
   dass bestimmte Bibliotheken nicht geladen werden können, sollte der
   Name dieses Verzeichnisses in die Datei /etc/ld.so.conf (in eine
   eigene Zeile) eingetragen und danach das Programm ldconfig aufgerufen
   werden.
   
7.0 Konfiguration

   Wie viele UNIX-Programme kann WINE entweder über eine systemweit
   gültige Konfigurationsdatei oder über eine benutzerspezifische
   Datei im Heimatverzeichnis des betreffenden Benutzers konfiguriert
   werden.  Die benutzerspezifische Konfigurationsdatei trägt den
   Namen ~/.wine/config.
   
  7.1 Aufbau der Konfigurationsdatei   

   Das Format orientiert sich an den von Windows her bekannten *.ini-Dateien,
   allerdings leicht abgeändert im Wine-Registry-Format.
   Die Datei besteht aus einzelnen Blöcken, welche durch Bezeichner
   eingeleitet werden, die in eckigen Klammern und in einer eigenen
   Zeile stehen. Innerhalb eines Blockes befinden sich Paare von Variablen
   und Werten, die durch ein Gleichheitszeichen miteinander verbunden sind.
   Diese Paare stehen ebenfalls jeweils in einer Zeile. Kommentare werden
   in der Datei durch ein Semikolon eingeleitet. Außerdem dürfen leere Zeilen
   benutzt werden, um die Datei zu strukturieren. Ein Beispiel für
   einen solchen Block wäre also:

   [Drive C]
   "Path" = "/home/karl"
   "Type" = "hd"
   "Label" = "Laufw.C"
   "Filesystem" = "win95"

   Außerdem ist es möglich, innerhalb der Konfigurationsdatei mit
   Werten von Umgebungsvariablen zu arbeiten. Dazu ist an Stelle eines
   Wertes der Name der zu verwendenden Umgebungsvariablen in
   geschweiften Klammern und mit einem vorangestellten Dollarzeichen
   anzugeben. Soll beispielsweise der Variablen Path aus dem obigen
   Beispiel der Wert zugeordnet werden, den die Umgebungsvariable HOME
   zur Zeit der Ausführung von WINE hat, so wäre die entsprechende
   Zeile folgendermaßen zu schreiben:

   "Path" = "${HOME}"

   Vom Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes aus befindet sich in der Datei
   documentation/samples/config ein Beispiel als Vorlage für die Erstellung
   einer eigenen Konfigurationsdatei. Die Datei enthält alle wichtigen Blöcke
   und Variablen, sie muss jedoch an die eigene Konfiguration angepasst
   werden, bevor WINE das erste Mal benutzt wird. Angenommen, das
   Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes trägt den Namen wine und ist
   ein Unterverzeichnis des eigenen Heimatverzeichnisses, dann kann
   diese Vorlage durch den folgenden Befehl an den richtigen Platz
   kopiert werden:
   
   cp ~/wine/documentation/samples/config ~/.wine/config
   
   Die Werte, welche Variablen in der Konfigurationsdatei zugewiesen
   werden, lassen sich in drei Typen einteilen: Zeichenketten, Zahlen
   und Boolsche Werte. Im Fall von Boolschen Werten lässt sich
   entweder true oder false, 1 oder 0 beziehungsweise yes oder no
   angeben. In den folgenden Beispielen wird die true / false
   -Schreibweise benutzt.
   
  7.2 Konfiguration von Laufwerksbuchstaben
  
   Zwischen UNIX/Linux auf der einen und DOS bzw. Windows auf der
   anderen Seite gibt es einige Unterschiede in der Art, wie
   Datenträger und Dateien bezeichnet werden. Unter UNIX/Linux gibt es
   ein Dateisystem mit einem Wurzelpunkt (/), in das unterschiedliche
   Datenträger durch einen speziellen Befehl (mount) eingebunden
   werden. Alle Dateien auf eingebundenen Datenträgern können deswegen
   innerhalb dieses Dateisystems angesprochen werden. DOS und Windows
   verwenden jedoch für jeden erkannten Datenträger ein eigenes
   Dateisystem. Um eine bestimmte Datei eindeutig zu bezeichnen, ist
   es bei diesen Betriebssystemen deswegen notwendig, neben dem Pfad-
   und Dateinamen einen so genannten Laufwerksbuchstaben
   anzugeben. Üblicherweise entspricht dabei der Laufwerksbuchstabe A
   dem ersten Diskettenlaufwerk und der Buchstabe C der ersten
   Festplattenpartition des Systems.
   
   Weil Programme, die für DOS oder Windows geschrieben sind,
   Laufwerksbuchstaben verwenden, um Dateien zu bezeichnen, muss WINE
   diese Buchstaben auf das UNIX-Dateisystem abbilden. Das Problem ist
   auf die folgende Art gelöst: In der Konfigurationsdatei (~/.wine/config)
   wird jedem Laufwerksbuchstaben ein Verzeichnis im UNIX-Dateisystem
   zugeordnet. Dieses Verzeichnis stellt dann (aus Sicht der Windows-
   Programme) das Basisverzeichnis des entsprechenden Laufwerks dar.
   Ist also beispielsweise das Verzeichnis /var/winroot dem
   Laufwerksbuchstaben C zugeordnet und würde ein Windows-Programm
   unter WINE versuchen, die Datei C:\Dokumente\finanzamt.doc zu öffnen,
   so würde in Wirklichkeit die Datei /var/winroot/Dokumente/finanzamt.doc
   geöffnet werden, vorausgesetzt, diese Datei existiert tatsächlich.
   Durch diesen Mechanismus kann auch erreicht werden, dass von
   Windows-Programmen, die unter WINE ausgeführt werden, nur auf einen Teil
   des UNIX-Dateisystems zugegriffen werden kann.
   
   Ein weiterer Unterschied zwischen den Dateisystemen unter DOS und
   Windows auf der einen und UNIX/Linux auf der anderen Seite besteht
   in der Berücksichtigung von Groß- und Kleinschreibung bei
   Dateinamen.  Während es unter Linux durchaus möglich ist, dass sich
   in einem Verzeichnis gleichzeitig Dateien mit den Namen brief.txt,
   Brief.txt und brief.TXT befinden, ist dies unter Windows
   ausgeschlossen, hier wird beispielsweise die Datei brief.txt
   geöffnet, falls diese existiert, aber eigentlich die Datei
   Brief.txt angefordert wurde. Die meisten Programme, die für DOS
   oder 16Bit-Windows geschrieben wurden, erwarten darüberhinaus, dass
   Dateinamen aus nicht mehr als acht Zeichen zuzüglich einer drei
   Zeichen langen Erweiterung bestehen. WINE muss aus diesen Gründen
   entscheiden, welche Datei tatsächlich geöffnet wird, wenn es
   aufgrund von Groß- und Kleinschreibung unterschiedliche
   Möglichkeiten gibt. Außerdem muss es die Dateinamen in acht Zeichen
   lange Namen übersetzen, falls sie von 16bit-Programmen abgefragt
   werden.
   
   Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden
   soll, sollte darauf geachtet werden, dass die Laufwerksbuchstaben
   unter Windows und WINE übereinstimmen. Befindet sich die
   Windows-Installation also beispielsweise auf der Partition
   /dev/hda1, welche unter Windows über den Laufwerksbuchstaben C
   angesprochen wird, so sollte diese Partition unter GNU/Linux in ein
   beliebiges Verzeichnis eingebunden werden und dieses Verzeichnis in
   der Konfigurationsdatei von WINE wieder dem Laufwerksbuchstaben C
   zugeordnet werden, da es sonst natuerlich zu Konflikten mit der
   vorhandenen Konfiguration bereits installierter Programme kommen kann.
   
   Ein Beispiel für die Zuordnung von UNIX-Verzeichnissen und
   Laufwerksbuchstaben in der Konfigurationsdatei wurde weiter oben
   bereits gebracht. Eine solche Definition besteht aus einem Block,
   dessen Name sich aus dem Schlüsselwort Drive und dem Buchstaben des
   Laufwerks zusammensetzt, für das die Definition gelten soll. Ein
   Beispiel wäre also [Drive C]. Darauf folgen verschiedene Variablen,
   mit denen die Eigenschaften des Laufwerkes festgelegt werden. Die
   wichtigste dieser Variablen ist Path. Hiermit wird bestimmt,
   welchem UNIX-Verzeichnis das Laufwerk entsprechen soll (Beispiele:
   "Path" = "/home/karl", "Path" = "${HOME}"). Die weiteren Variablen
   haben die folgende Bedeutung:
   
   Type
          Windows kann Anwendungen mitteilen, von welchem Typ
          (Festplatte, CDROM usw.) ein bestimmter Datenträger ist. Mit
          dieser Variablen wird WINE mitgeteilt, welchen Typ das
          entsprechende Laufwerk haben soll. Mögliche Werte sind
          floppy (Diskettenlaufwerk), hd (Festplattenpartition), cdrom
          (CDROM-Laufwerk) und network (Netzwerklaufwerk). Im
          allgemeinen empfiehlt es sich, hier den Typ anzugeben, der
          dem UNIX-Verzeichnis, welches dem Laufwerk zugeordnet ist,
          entspricht. Beispiel: "Type" = "floppy".
          
   Label
          Unter DOS und Windows können Laufwerke eine so genannte
          Datenträgerbezeichnung haben. Diese Bezeichnung kann von
          Windows-Anwendungen abgefragt werden. Mit dieser Variable
          kann angegeben werden, welchen Datenträgerbezeichnung WINE
          zurückliefern soll, falls eine Anwendung diese für das
          Laufwerk abfragt. Die Datenträgerbezeichnung darf aus nicht
          mehr als 11 Buchstaben bestehen. Beispiel: "Label" = "Platte1".
          
   Serial
          Jedes Laufwerk hat unter Windows eine so genannte
          Seriennummer, die ebenfalls von Windows-Programmen abgefragt
          werden kann. Mit dieser Variablen lässt sich in Form eine
          acht-stelligen hexadezimalen Zahl angeben, welche
          Seriennummer in solchen Fällen zurückgeliefert werden
          soll. Beispiel: "Serial" = "23f78a6b".
          
   Filesystem
          Hiermit wird bestimmt, welche Eigenschaften das emulierte
          Dateisystem auf dem betreffenden Laufwerk haben soll. Es
          sind die folgenden Werte möglich:
          
        msdos
                Auf dem Laufwerk sind nur Dateinamen mit einer Länge
                von acht Zeichen und einer Erweiterung, die aus drei
                Zeichen besteht, zugelassen. Unterschiede in Groß- und
                Kleinschreibung werden nicht
                berücksichtigt. Alternativ für msdos können die
                Bezeichnungen dos oder fat für diesen Dateisystemtyp
                benutzt werden.
                
        win95
                Auf dem Laufwerk sind lange Dateinamen zugelassen. DOS
                und 16bit-Windowsprogramme können jedoch weiterhin
                kurze Dateinamen benutzen. Unterschiede in Groß- und
                Kleinschreibung werden nicht berücksichtigt. Dies ist
                die empfohlenen Einstellung für fast alle Anwendungen.
                Alternativ für win95 kann dieser Dateisystemtyp auch
                als vfat bezeichnet werden.
                
        unix
                Das Dateisystem auf dem Laufwerk verhält sich ähnlich
                wie ein typisches UNIX-Dateisystem, d.h. Dateinamen
                können die normalerweise erlaubte Länge haben und die
                Groß- und Kleinschreibung ist bedeutsam. Mit dieser
                Einstellung kommen die meisten Windows-Programme nicht
                zurecht.  Probleme treten beispielsweise dann auf,
                wenn ein Windows-Programm eine Datei zunächst unter
                dem Namen Daten speichert und dann unter dem Namen
                DATEN wieder öffnen will.
                
          Achtung: 
	  Es ist zu beachten, dass mit dieser Einstellung nicht
	  angegeben wird, welche Eigenschaften das zugrunde liegende
	  UNIX-Dateisystem hat, sondern welche Eigenschaften von WINE
	  für das entsprechende Laufwerk emuliert werden sollen. Es
	  ist also durch aus möglich (und in den meisten Fällen
	  erforderlich) für ein Laufwerk, das sich auf einem
	  UNIX-Dateisystem befindet, die Einstellung win95 zu
	  verwenden. Falls es sich bei dem Datenträger, auf dem sich
	  das dem Laufwerk zugeordnete Verzeichnis befindet,
	  allerdings um ein FAT-Dateisystem handelt, welches mit dem
	  FAT-Treiber von Linux (und nicht, wie üblich, mit dem
	  VFAT-Treiber) betrieben wird, dann muss hier der
	  Dateisystemtyp msdos benutzt werden, weil es sonst passieren
	  könnte, dass WINE versucht, auf dem betreffenden Datenträger
	  Dateien mit langen Namen anzulegen, was dann zu einem Fehler
	  führen würde. Beispiel: "Filesystem" = "win95".
          
   Device
          In besonderen Fällen ist es notwendig, dass die
          Windows-Programme direkt, also unter Umgehung des
          Dateisystems, auf den Datenträger schreiben oder von ihm
          lesen. Damit dies auch mit WINE möglich ist, kann hier der
          Name der Gerätedatei angegeben werden, welcher den
          Datenträger unter Linux repräsentiert. Dies ist nur dann
          sinnvoll, wenn das dem betreffenden Laufwerk zugeordnete
          Verzeichnis dem Mountpunkt des hier angegebenen Datenträgers
          entspricht. Der direkte Gerätezugriff sollte normalerweise
          nur für solche Datenträger gestattet werden, deren Inhalt
          nicht besonders geschützt werden muss (u.U. Disketten) oder
          von denen ohnehin nur gelesen werden kann
          (z.B. CDROMs). Damit auf den Datenträger geschrieben werden
          kann, ist es zusätzlich natürlich notwendig, dass die Rechte
          an der betreffenden Gerätedatei ausreichend sind.  Beispiel:
          "Device" = "/dev/fd0".
          
   FailReadOnly

          Eine Reihe von Windows-Programmen öffnen Dateien prinzipiell
          zum Lesen und Schreiben, auch wenn aus den betreffenden
          Dateien lediglich gelesen werden soll. Dieses Verhalten
          führt normalerweise dazu, dass Dateien, in die von WINE
          nicht geschrieben werden darf oder die sich auf Datenträgern
          befinden, auf die nicht geschrieben werden kann (etwa
          CDROMs), nicht geöffnet werden können. Aus diesem Grund
          öffnet WINE Dateien standardmäßig zum Lesen, falls eine
          Datei nicht zum Lesen und zum Schreiben geöffnet werden
          konnte. Wenn die Variable FailReadOnly auf den Wert true
          gesetzt wird, verhält sich WINE so wie unter UNIX üblich und
          liefert eine Fehlermeldung an das Windows-Programm, falls
          eine Datei nicht zum Schreiben geöffnet werden kann. In der
          Regel empfiehlt es sich, hier die Standardeinstellung zu
          übernehmen.  Beispiel: "FailReadOnly" = "true".
          
   ReadVolInfo
          Wenn der Wert dieser Variablen auf true gesetzt ist,
          versucht WINE, die Seriennummer und die
          Datenträgerbezeichnung des betreffenden Laufwerks direkt von
          dem Datenträger zu lesen.  Dazu muss dem Laufwerk eine
          Gerätedatei zugeordnet sein (Variable device). Diese
          Einstellung ist vor allem für solche Programme sinnvoll, die
          nur dann funktionieren, wenn sich beispielsweise die
          richtige CDROM im Laufwerk befindet und die dies anhand der
          Seriennummer oder der Datenträgerbezeichnung
          feststellen. Beispiel: "ReadVolInfo" = "true"
          
  7.3 Allgemeine Einstellungen
  
   Im Abschnitt [wine] der Konfigurationsdatei werden die wichtigsten
   allgemeinen Einstellungen vorgenommen. Im wesentlichen handelt es
   sich dabei um Verzeichnisangaben. Es ist zu beachten, dass diese
   Verzeichnisangaben in der unter DOS und Windows üblichen Weise zu
   erfolgen haben. D.h., jedem Verzeichnis muss ein Laufwerksbuchstabe
   vorangestellt werden. Laufwerksbuchstaben und Verzeichnis werden
   durch einen Doppelpunkt voneinander getrennt, außerdem werden
   einzelne Verzeichnisse nicht durch einen normalen Schrägstrich,
   sondern durch einen umgekehrten Schrägstrich (Backslash)
   voneinander separiert. Die Angaben werden durch die im vorherigen
   Abschnitt beschriebenen Zuordnungen von Laufwerksbuchstaben in
   UNIX-Dateinamen übersetzt.
   
   Windows
          Unter Windows spielt das Windows-Verzeichnis eine besondere
          Rolle. Programme legen hier oft Initialisierungsdateien ab
          und Installationsprogramme kopieren gelegentlich
          verschiedene Dateien in dieses Verzeichnis. Mit der
          Variablen Windows wird eingestellt, welches Verzeichnis von
          den unter WINE ausgeführten Programmen als
          Windows-Verzeichnis behandelt werden soll. Das hier
          angegebene Verzeichnis muss existieren, bevor WINE das erste
          Mal gestartet wird. Wenn WINE eine bestehende
          Windows-Installation verwenden soll, muss hier das
          Verzeichnis angegeben werden, in dem sich die Installation
          befindet. 

          Falls WINE mit einer existierenden Windows-Installation
          verwendet werden soll und diese Installation sich auf der
          Festplattenpartition befindet, die unter Windows den
          Laufwerksbuchstaben C: trägt und unter Linux durch die
          Gerätedatei /dev/hda1 repräsentiert wird, so könnte diese
          Partition beispielsweise unter Linux beispielsweise in das
          Verzeichnis /Windows eingebunden werden. Diesem Verzeichnis
          wäre dann im Abschnitt, welcher die
          Laufwerksbuchstabenkonfiguration enthält der
          Laufwerksbuchstabe C: zuzuordnen:
 
          [Drive C] 
          "Path" = "/Windows"
          "Type" = "hd"
          "Label" = "windows"
          "Filesystem" = "win95"

          Wenn weiter der Name des Windows-Verzeichnisses dieser
          Installation windows lautet (unter Windows also C:\windows
          und unter Linux /Windows/windows), so wäre im Abschnitt
          [wine] der Konfigurationsdatei folgende Angabe vorzunehmen:
    
          "Windows" = "C:\\Windows"

          Soll WINE jedoch ohne existierende Windows-Installation
          benutzt werden, so kann ein beliebiges Verzeichnis als
          Wurzelverzeichnis für das Laufwerk dienen, welches das
          Windows-Verzeichnis beinhaltet, beispielsweise könnte
          hierfür das Verzeichnis /Windows angelegt werden. In diesem
          Verzeichnis müsste nun das Windows-Verzeichnis erzeugt
          werden, welches daraufhin wie oben beschrieben im Abschnitt
          [wine] als Windows-Verzeichnis deklariert werden müsste.
          
   System
          Das System-Verzeichnis hat eine ähnliche Bedeutung wie das
          Windows-Verzeichnis. Unter Windows befinden sich in diesem
          Verzeichnis im wesentlichen die Programmbibliotheken, es ist
          normalerweise ein Unterverzeichnis des
          Windows-Verzeichnisses.  Dieses Verzeichnis muss ebenfalls
          existieren, bevor WINE das erste Mal gestartet wird. Auch
          hier muss das System-Verzeichnis der bestehenden
          Windows-Installation angegeben werden, falls eine solche
          benutzt werden soll. Unter Windows 95/98 trägt dieses
          Verzeichnis normalerweise den Namen system und unter Windows
          NT den Namen system32. Beispiel: "System" = "C:\\Windows\\System".
          
   Temp
          Das Temp-Verzeichnis wird von vielen Windows-Programmen dazu
          benutzt, temporäre Dateien abzulegen. Damit dies gelingt,
          muss hier ein Verzeichnis angegeben werden, welches sich auf
          einem Laufwerk befindet, das einem UNIX-Verzeichnis
          entspricht, in dem Schreibberechtigung besteht. Beispiel:
          "Temp" = "D:\\tmp".
          
   Path
          Diese Variable hat die gleiche Bedeutung wie die
          Umgebungsvariable PATH unter UNIX. Ihr Wert besteht aus
          einer Kette einzelner Verzeichnisnamen, die nach einem
          auszuführenden Programm durchsucht wird, wenn der Name eines
          solchen Programms nicht mit Verzeichnisnamen angegeben
          wurde. Es ist zu beachten, dass die einzelnen Elemente diese
          Variable unter Windows nicht durch einen Doppelpunkt sondern
          durch ein Semikolon voneinander getrennt werden, außerdem
          erwarten viele Windows-Programme, dass das Windows- und das
          System-Verzeichnis in dieser Variablen enthalten
          sind. Beispiel:
          "Path" = "C:\\Windows;C:\\Windows\\System;D:\\Winstuff".
          
   Profile
          Diese Variable wird von WINE benutzt, um den
          benutzerspezifischen Teil der Systemregistratur einer
          bestehenden Windows-Installation zu laden. Falls es sich bei
          der bestehenden Installation um Windows 95/98 handelt, das
          nicht mit mehreren Benutzern betrieben wird oder ohne eine
          bestehende Windows-Installation gearbeitet werden soll,
          braucht die Variable Profile nicht gesetzt zu werden. Wenn
          jedoch eine Windows NT- oder eine Windows 95/98-Installation
          mit mehreren Benutzern eingesetzt wird, muss hier angegeben
          werden, aus welchem Verzeichnis WINE die benutzerspezifische
          Registrationsdaten laden soll. Diese Verzeichnisse befinden
          sich normalerweise im Unterverzeichnis Profiles des
          Windows-Verzeichnis und tragen den Namen des Benutzers,
          dessen Konfigurationsdaten sie beherbergen. Beispiel:
          "Profile" = "C:\\Windows\\Profiles\\Peter".
          
   GraphicsDriver
          WINE kann unterschiedliche Treiber für die graphische
          Ausgabe verwenden. Welcher Treiber zu verwenden ist, wird
          mit dieser Variablen festgelegt. Zur Zeit stehen zwei
          Treiber zur Verfügung, nämlich x11drv für die Verwendung des
          X Window Systems und ttydrv für die Verwendung von WINE an
          der Konsole.  Der Treiber ttydrv ist zur Zeit nicht voll
          funktionsfähig, weswegen sich hier nur die Verwendung des
          Treibers x11drv empfiehlt, dies ist auch die
          Standardeinstellung, wenn die Variable nicht gesetzt
          wird. Beispiel: "GraphicsDriver" = "x11drv".
          
  7.4 Konfiguration der zu verwendenden Bibliotheken
  
   Wie UNIX/Linux-Programme bestehen Windows-Programme in der Regel
   aus der eigentlichen Programmdatei und einer Reihe von
   Programmbibliotheken, die beim Laden des Programms oder später mit
   dem Programm verbunden werden. Eine Reihe der Programmbibliotheken
   unter Windows stellt dabei gleichzeitig die Schnittstelle zum
   Betriebssystem dar. Neben dem eigentlichen Windows-Programm werden
   also die Bibliotheken benötigt, um das Programm ausführen zu
   können.
   
   WINE stellt eine große Anzahl der normalerweise unter Windows
   verfügbaren Bibliotheken zur Verfügung. Diese Bibliotheken liegen
   entweder in Form eigener Dateien vor, welche sich standardmäßig im
   Verzeichnis /usr/local/lib befinden, oder sie sind direkt in der
   Programmdatei wine enthalten. WINE ist jedoch auch in der Lage, die
   normalen Windows-Bibliotheken zu verwenden; dies ist beispielsweise
   dann notwendig, wenn von einem Programm eine Bibliothek benötigt
   wird, bei der es sich nicht um eine standardmäßige Windows-Bibliothek
   handelt, sondern um eine, die dem System während der Installation
   des betreffenden Programms hinzugefügt worden ist. Solche Bibliotheken
   werden normalerweise nicht von WINE zur Verfügung gestellt.
   
   Falls WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt wird,
   bietet es sich u.U. an, in einigen Fällen an Stelle der von WINE
   zur Verfügung gestellten Bibliotheken die Bibliotheken der
   Windows-Installation zu verwenden. Diese sind in vielen Fällen
   vollständiger und können dem auszuführenden Programm deswegen eher
   die erwartete Funktionalität zur Verfügung stellen. Dabei ist
   jedoch zu beachten, dass dies nur mit solchen Bibliotheken möglich
   ist, die keine Betriebssystemfunktionen beinhalten. Bibliotheken,
   die lediglich einfachen Programmcode, wie beispielsweise den für
   häufig benötigte Dialoge, beinhalten, können hingegen problemlos
   aus einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden.
   
   Die meisten Bibliotheken stehen unter Windows (95/98) in zwei
   verschiedenen Versionen zur Verfügung, einer 32Bit-Version, die von
   32Bit-Programmen geladen werden kann und einer 16Bit-Version, die
   von 16Bit-Programmen benutzt werden kann. Beide Versionen benutzen
   in der Regel Programmcode aus der jeweils zugehörigen anderen
   Version (Unter Windows 95/98 befindet sich die eigentliche
   Funktionalität meist in den 16Bit-Bibliotheken, die von den
   32Bit-Versionen geladen und aufgerufen werden). Deswegen ist es
   erforderlich, dass immer jeweils beide Versionen einer Bibliothek
   als Windows- oder als WINE-Bibliothek geladen werden, andere
   Einstellungen führen in der Regel direkt nach dem Aufruf von WINE
   zu Fehlern. Die folgende Tabelle zeigt, welche der wichtigsten 16-
   und 32-Bit Bibliotheken zusammen gehören und gibt Auskunft darüber,
   ob diese Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
   geladen werden können oder unbedingt von WINE zur Verfügung
   gestellt werden müssen. Es wird jeweils zunächst die 16-Bit Version
   und dann die 32-Bit Version genannt.
   
   krnl386 
   kernel32 
   Diese Bibliothek stellt die Schnittstelle zu den grundlegenden
   Funktionen, wie Dateizugriff, Ein- und Ausgabe oder
   Prozesssynchronisation, von Windows-Betriebssystemen zur Verfügung.
   Deswegen können hier nicht die Bibliotheken einer
   Windows-Installation benutzt werden.

   - 
   ntdll 
   Diese Bibliothek enthält die Schnittstelle zu dem Betriebssystem
   Windows NT. Es muss deswegen die WINE-Version benutzt werden.

   - 
   advapi32 
   Hier befinden sich u.a. Funktionen zum Zugriff auf die
   Windows-Registratur sowie Sicherheitsfunktionen und
   kryptographische Funktionen. In der Regel empfiehlt es sich, WINEs
   Version dieser Bibliothek zu verwenden.

   winsock 
   wsock32 
   Hier befindet sich die Internet Protokoll (IP) Schnittstelle von
   Windows. Mit WINE wird die IP-Funktionalität des Betriebssystems
   (Linux) benutzt, so dass hier die WINE-Versionen dieser
   Bibliotheken benutzt werden müssen, welche die IP-Aufrufe von
   Windows-Programmen an Linux weiterleiten.

   gdi 
   gdi32 
   GDI steht für Graphics Device Interface. Die Bibliothek stellt eine
   einheitliche Schnittstelle zur Bildschirmausgabe und zu Druckern
   dar. Auch hier müssen die WINE-Versionen benutzt werden.  

   user
   user32 
   User stellt u.a. Funktionen zur Fensterverwaltung, zu Menüs oder
   zur Bedienung der Zwischenablage bereit. Die Windows 95/98
   Versionen dieser Bibliotheken konnten früher unter bestimmten
   Bedingungen mit WINE benutzt werden. Die USER-Bibliotheken von
   Windows NT rufen in der Regel Funktionen im NT-Kernel auf und
   können deswegen nicht mit WINE benutzt werden. Es empfiehlt sich,
   die User-Bibliotheken von WINE zu verwenden.

   lzexpand 
   lz32 
   Diese beiden Bibliotheken stellen Funktionen zum Dekomprimieren
   von LZ-Archiven zur Verfügung. Solche Funktionen werden im
   wesentlichen von Installationsprogrammen benötigt. Die zu Windows
   gehörenden Versionen dieser Bibliotheken benutzen einige Funktionen
   aus der Kernel-Bibliothek, die in WINE zur Zeit nicht implementiert
   sind. Es müssen deswegen die von WINE bereitgestellten Versionen
   benutzt werden.

   commctrl 
   comctl32 
   Diese Bibliothek (common controls) stellt Funktionen zur Erzeugung
   oft benutzter Fensterelemente, wie Werkzeugleisten oder
   Statusanzeigen, zur Verfügung. Es können sowohl die Version von
   WINE als auch die Windows-Version der Bibliothek benutzt werden.

   commdlg 
   comdlg32 
   Hier befinden sich komplette Dialoge, die oft von
   Windows-Programmen benutzt werden (Farbauswahl, Auswahl der
   Schriftart, Suchen und Ersetzen usw.). Auch hier können wahlweise
   die Windows- oder WINE-Versionen benutzt werden.

   shell 
   shell32 
   Die Shell-Bibliothek beinhaltet den größten Teil der
   Benutzerschnittstellen von Windows. Sie wird unter Windows
   besonders vom Explorer (dem Dateimanager) und vielen anderen
   Anwendungen benutzt, die Funktionen wie beispielsweise
   Drag-and-Drop unterstützen.  Prinzipiell kann sowohl die Windows-
   als auch die WINE-Version benutzt werden.

   - 
   crtdll 
   Dies ist die standardmäßige C-Laufzeitbibliothek von Windows. Zur
   Zeit ist die Windows-Version vollständiger, weswegen einige
   Programme mit der WINE-Version nicht richtig funktionieren.
   
   Neben den hier genannten wichtigsten Systembibliotheken stellt WINE
   eine Reihe weiterer Bibliotheken zur Verfügung, beispielsweise zur
   Unterstützung von Multimedia-Anwendungen. Falls eine
   Windows-Installation zur Verfügung steht, empfiehlt es sich in
   vielen Fällen, auszuprobieren, ob ein Programm besser mit den
   WINE-Versionen oder den Windows-Versionen dieser Bibliotheken
   funktioniert. 

   In der Datei ~/.wine/config gibt es zwei Abschnitte, mit denen
   bestimmt wird, welche Bibliotheken aus einer Windows-Installation
   geladen werden sollen. Darüberhinaus können diese Einstellungen
   beim Aufruf von WINE an der Kommandozeile überschrieben werden.
   Im allgemeinen empfiehlt es sich, die Einstellungen in der
   Beispielversion der Konfigurationsdatei (documentation/samples/config)
   zu übernehmen und diese nur dann zu verändern, falls
   bestimmte Programme mit den Voreinstellungen nicht richtig
   funktionieren. Falls die Bibliotheken einer Windows-Installation
   benutzt werden sollen, ist darauf zu achten, dass diese auch von
   WINE gefunden werden können. Dies setzt in der Regel voraus, dass
   mit den Variablen Windows und System im allgemeinen Teil der
   Konfiguration auf das Windows- bzw. das Systemverzeichnis einer
   gültigen Windows-Installation gezeigt wird und dass diese beiden
   Verzeichnisse im Wert der Variablen Path genannt werden.
   
   Im Abschnitt [DllDefaults] können die folgenden beiden Einstellungen
   vorgenommen werden:
   
   DefaultLoadOrder
          Hiermit wird bestimmt, welche Reihenfolge WINE standardmäßig
          benutzen soll, wenn versucht wird, eine Bibliothek zu laden.
          Diese Reihenfolge wird durch die folgenden Schlüsselwörter
          definiert:
          
        native
                Es soll versucht werden, die Windows-Version der
                betreffenden Bibliothek zu laden.
                
        builtin
                Es soll versucht werden, die WINE-Version der
                betreffenden Bibliothek zu laden.
                
        elfdll
                Elfdlls sind eine besondere Form von
                Windows-Bibliotheken, welche von WINE zur Verfügung
                gestellt werden. Sie sind ursprünglich geplant worden,
                um die eingebauten Bibliotheken abzulösen, allerdings
                haben die eingebauten Bibliotheken mit der Zeit viele
                der für Elfdlls geplanten Funktionen bekommen, so dass
                diese Form von Bibliotheken zur Zeit keine besondere
                Bedeutung hat.
                
        so
                In einigen Fällen gibt es von einer Bibliothek Linux-
                und Windows-Versionen, die sich sowohl hinsichtlich
                ihrer Funktionalität als auch hinsichtlich der
                aufrufbaren Funktionen in der Bibliothek nicht
                unterscheiden. Falls ein Windows-Programm die
                Windows-Version einer solchen Bibliothek laden will,
                kann WINE versuchen, an Stelle dessen die Linux-Version
                zu laden und die Funktionen dieser Version an Stelle
                der in der Windows-Version aufrufen. Mit dem
                Schlüsselwort so kann dieses Verhalten hervorgerufen
                werden.
                
          Durch die Reihenfolge, mit der diese Schlüsselwörter der
          Variablen DefaultLoadOrder zugeordnet werden, wird
          festgelegt, in welcher Reihenfolge WINE die einzelnen
          Strategien benutzt.  Wurde beispielsweise "DefaultLoadOrder" =
          "native, builtin, so" angegeben, so versucht WINE, wenn eine
          Bibliothek geladen werden muss, zunächst die
          Windows-Version zu laden. Wenn dies nicht funktioniert (in
          der Regel, weil die Bibliothek nicht vorhanden ist oder
          nicht gefunden werden kann), wird versucht, die WINE-Version
          der Bibliothek zu verwenden und falls auch eine solche nicht
          vorhanden ist, wird versucht, direkt die UNIX-Version der
          entsprechenden Bibliothek zu laden.
          
   Im Abschnitt [DllOverrides] lässt sich das im vorherigen Abschnitt
   spezifizierte Verhalten für einzelne Bibliotheken wieder
   überschreiben. Während es nämlich im allgemeinen eine gute
   Strategie ist, zunächst zu versuchen, die Windows-Versionen von
   Bibliotheken zu laden, darf dies (wie oben beschrieben) bei
   bestimmten Bibliotheken auf keinen Fall geschehen und es müssen in
   jedem Fall die WINE-Versionen benutzt werden. Als Variablen werden
   in diesem Abschnitt die Bibliotheken genannt, für die eine
   spezielle Reihenfolge gelten soll. Hinter dem Gleichheitszeichen
   wird dann die für diese Bibliotheken gewünschte Reihenfolge in der
   gleichen Form angegeben, wie es im vorherigen Abschnitt beschrieben
   ist. Beispiel:

   [DllOverrides]
   "krnl386, kernel32" = "builtin"
   "gdi, gdi32"        = "builtin"
   "user, user32"      = "builtin"
   "shell,shell32"     = "native, builtin"


  7.5 Konfiguration des X11 Graphiktreibers
  
   Der X11 Graphiktreiber stellt die Schnittstelle zwischen den
   Graphikfunktionen der Windows-Betriebssysteme und dem X Window
   System dar. Er ermöglicht es also, dass Windows-Programme unter
   WINE das X Window System ähnlich benutzen können, wie sie unter
   echtem Windows eine normale Graphikkarte benutzen. Das Verhalten
   des Treibers wird im Abschnitt x11drv der Konfigurationsdatei
   eingestellt. Dort stehen die folgenden Variablen zur Verfügung:
   
   PrivateColorMap
          Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, verwendet WINE
          eine eigene Farbpalette. Bei X-Servern die mit eine
          Farbtiefen von 256 Farben (8bpp) oder weniger betrieben
          werden, hat das zur Folge, dass andere Fenster u.U. in
          falschen Farben dargestellt werden, wenn zu WINE gehörende
          Fenster in den Vordergrund geschaltet sind. Dafür kann WINE
          jedoch Farben besser darstellen als ohne diese
          Einstellung. Falls der X Server mit einer Farbtiefe von mehr
          als 256 Farben betrieben wird, ist die Einstellung
          wirkungslos.
          
   AllocSystemColors
          Wenn WINE keine eigene Farbpalette verwendet, kann hier
          angegeben werden, wieviele Farben von der systemweit
          geteilten Palette maximal von WINE benutzt werden
          dürfen. Der höchstmögliche Wert ist hier 256, weil bei
          besseren Farbtiefen keine Palette benutzt wird. Beispiel:
          "AllocSystemColors" = "100".
          
   PerfectGraphics
          An einigen Stellen hat WINE die Möglichkeit,
          Graphikoperationen entweder so durchzuführen, dass sie
          besonders schnell sind oder so, dass sie besonders korrekt
          ausgeführt werden. Wenn diese Variable auf den Wert true
          gesetzt wird, wird der Genauigkeit Vorzug gegeben. Beispiel:
          "PerfectGraphics" = "false".
          
   UseDGA
          DGA (Direct Graphics Access) ist eine Erweiterung von
          XFree86, welche den direkten Zugriff auf den Speicher der
          Graphikkarte ermöglicht. Dadurch lassen sich
          Graphikoperationen wesentlich schneller durchführen als
          normalerweise. Die DirectDraw-Bibliothek (DirectX) von WINE
          kann diese Erweiterung benutzen, wodurch sich insbesondere
          Spiele mit einer ähnlichen Geschwindigkeit wie unter Windows
          ausführen lassen. Weil DGA den direkten Hardwarezugriff
          erfordert, sind dazu in der Regel Administratorrechte
          erforderlich. Die Verwendung von DGA wird mit "UseDGA" = "true"
          ein- und mit "UseDGA" = "false" ausgeschaltet.

          Achtung: 
          Anwendungen, die DirectDraw benutzen, versuchen
          normalerweise den Bildschirm in eine bestimmte Auflösung und
          Farbtiefe zu schalten. WINE kann die Auflösung zwar
          verändern, falls sich in der Datei XF86Config eine
          Definition für den angeforderten Modus befindet, weil das X
          Window System jedoch nicht den Wechsel der Farbtiefe
          unterstützt, ist es oft erforderlich, den X-Server in der
          benötigten Farbtiefe zu starten, bevor WINE gestartet wird.
          
   UseXShm
          Hierbei handelt es sich um eine andere Erweiterung des X
          Window Systems, die schnellere Graphikoperationen
          ermöglicht.  Beispiel: "UseXShm" = "true".
          
   DXGrab
          Diese Option bewirkt, dass der Mauszeiger - bei der
          Verwendung von DirectDraw (DirectX) - das von DirectDraw
          gesteuerte Fenster nicht verlassen kann. Dies ist notwendig,
          um einige Programme richtig bedienen zu können, allerdings
          wird dadurch verhindert, mit der Maus in ein anderes Fenster
          zu schalten, beispielsweise um WINE zu beenden. Beispiel:
          "DXGrab" = "false".
          
   ScreenDepth
          Einige X-Server unterstützen unterschiedliche Farbtiefen auf
          dem selben Bildschirm. Mit dieser Variable kann ausgewählt
          werden, welche Farbtiefe in einem solchen Fall benutzt
          werden soll.

   Managed
          WINE kann von Windows-Programmen dargestellte Fenster
          u.a. unabhängig vom eingesetzten Window-Manager anzeigen
          oder sie unter die Kontrolle des Window-Managers
          stellen. Das zweite Verfahren bietet eine bessere
          Integration von Windows-Programmen in die Arbeitsumgebung
          unter Linux, weil die Fenster dann genauso wie die von
          Linux-Programmen erscheinen und zu steuern sind. Welcher der
          verfügbaren Anzeigemodi verwendet werden soll, wird
          normalerweise an der Kommandozeile beim Aufruf von WINE
          angegeben. Durch diese Variable in der Konfigurationsdatei
          lässt sich festlegen, ob von WINE gesteuerte Fenster
          standardmäßig den Window-Manager verwenden sollen ("Managed" =
          "true").

   DesktopDoubleBuffered
          Diese Option sollte auf den Wert true gesetzt werden, wenn
          mit WINE Programme benutzt werden, die OpenGL
          benutzen. Hierdurch wird die Darstellung solcher Anwendungen
          verbessert.
          
  7.6 Konfiguration der zu verwendenden Schriftarten
  
   Der X11-Graphiktreiber x11drv verwendet zur Darstellung von Schrift
   die Schriftarten, die dem X-Server direkt oder über einen Fontserver
   zur Verfügung stehen. Eine Reihe von Windows-Anwendungen erwarten
   allerdings ganz bestimmte Schriften, die unter Windows in der Regel
   verfügbar sind und viele Anwendungen werden anders als unter Windows
   dargestellt, falls andere Schriftarten benutzt werden müssen.
   
   Windows verwendet normalerweise zwei unterschiedliche Typen von
   Schriftarten, nämlich so genannten TrueType-Schriften und einfache
   Bitmap-Schriftarten. Beide Schrifttypen können von XFree86 in der
   Versionsfamilie 3.x standardmäßig nicht zur Verfügung gestellt
   werden. Allerdings ist es möglich, Windows-Bitmap-Schriftarten in
   ein Format zu übersetzen, welches von XFree86 eingebunden werden
   kann. TrueType-Schriftarten können über spezielle
   TrueType-Fontserver, die mittlerweile in den meisten Distributionen
   enthalten sind, eingebunden werden. Falls eine Windows-Installation
   zur Verfügung steht, empfiehlt es sich im allgemeinen, die dort
   vorhandenen Schriftarten auch unter Linux einzubinden, damit unter
   WINE ausgeführte Windows-Anwendungen die erwarteten Schriftarten
   vorfinden. Wenn WINE ohne Windows-Schriftarten benutzt wird,
   versucht das Programm, die angeforderten Schriften durch die
   Schriften des X Window Systems zu ersetzen, wodurch sich
   Veränderungen im Erscheinungsbild der Anwendungen ergeben können.
   
    7.6.1 Einbinden von Bitmap-Schriften
    
   Windows Bitmap-Schriftarten befinden sich normalerweise im
   Unterverzeichnis fonts des Windows-Verzeichnisses und haben die
   Dateinamensendung .fon. Es ist aber auch möglich, dass sie in
   ausführbaren Dateien oder in Bibliotheken enthalten sind. Im
   Unterverzeichnis tools des Basisverzeichnisses mit dem
   WINE-Quellcode befindet sich das Programm fnt2bdf, mit dem die
   Fonts aus diesen Dateien extrahiert und in das Bitmap Distribution
   Format (.bdf) umgewandelt werden können. Dazu ist das Programm
   folgendermassen aufzurufen:
   
   fnt2bdf -o Basisname Schriftdatei

   Dabei ist für Schriftdatei der Name der Datei anzugeben, in der
   sich die zu extrahierenden Schriften befinden und für Basisname
   eine Bezeichnung, mit der die Namen der zu extrahierenden Dateien
   beginnen sollen. Es ist zu beachten, dass sich in der Regel in
   einer Windows-Schriftartendatei mehrere Schriftarten befinden, die
   in unterschiedliche Dateien extrahiert werden. Bei einigen
   Schriftarten ist es notwendig, dem Programm mitzuteilen, wie die
   Schriftarten kodiert sind. Hierzu ist die Option -c zu verwenden
   und dahinter die Bezeichnung der Kodierung anzugeben. Eine
   Übersicht über alle von dem Programm unterstützten Optionen wird
   ausgegeben, wenn es ohne Parameter aufgerufen wird. Um also
   beispielsweise die Bitmap-Schriften aus der Datei SERIFF.FON in
   Dateien zu extrahieren, deren Namen mit der Bezeichnung seriff
   beginnen, wäre das Programm so aufzurufen:
   
   fnt2bdf -o seriff SERIFF.FON
   
   Es werden dann eine Reihe von Dateien mit unterschiedlichen Fonts
   aus der Originaldatei erzeugt. Im nächsten Schritt sind diese
   Dateien mit dem Programm bdftopcf(1) in das so genannte Portable
   Compiled Format zu übersetzen. Dieses Programm sollte Bestandteil
   jeder X11-Installation sein und ist durch eine Manualseite
   dokumentiert. Um beispielsweise die Datei seriff_r400-23.bdf zu
   übersetzen und das Ergebnis in die Datei seriff_r400-23.pcf zu
   schreiben, könnte das Programm so aufgerufen werden:
   
   bdftopcf -o seriff_r400-23.pcf seriff_r400-23.bdf
   
   Die auf diese Weise erzeugten Dateien können nun in eines der, von
   dem X-Server oder einem Fontserver benutzten, Font-Verzeichnis
   kopiert werden. In diesem Verzeichnis ist danach der Befehl
   mkfontdir aufzurufen, damit der dort befindlich Fontindex neu
   erzeugt wird.  Bevor die Schriften dann tatsächlich unter X zur
   Verfügung stehen und damit von WINE benutzt werden können, muss X
   neu gestartet oder der folgende Befehl an der Kommandozeile
   eingegeben werden:
   
   xset fp +rehash
   
   Im Unterverzeichnis tools des WINE-Quellcodeverzeichnisses befindet
   sich ein Shellskript mit dem Namen font_convert.sh, welches die
   oben genannten Schritte automatisch durchführt und alle unterhalb
   eines Verzeichnisses befindlichen Bitmap-Schriftarten automatisch
   konvertiert und installiert.
   
    7.6.2 Einbinden von TrueType-Schriften
    
   Wie bereits erwähnt, können die X-Server von XFree86 in der
   Versionsfamilie 3.x keine TrueType-Schriften darstellen. Seit
   XFree86 4.0 hat sich dies allerdings geändert, so dass solche
   Schriften zukünftig problemlos unter X - und damit auch mit WINE -
   zur Verfügung gestellt werden können. Leider können über das
   X-Font-Protokoll nicht alle von manchen Windows-Programmen
   benötigten Informationen über TrueType-Fonts dargestellt werden, so
   dass manche Windows-Programme auch dann noch nicht richtig
   funktionieren, wenn die benötigten Fonts zur Verfügung gestellt
   worden sind. Mit XFree86 3.x bietet sich der Einsatz eines
   TrueType-Fontservers an. Zur Zeit stehen drei unterschiedliche
   solcher Programme zur Verfügung, nämlich: xfs-xtt (Debian-Paket:
   xfs-xtt), xfstt (Debian-Paket xfstt) und xfsft (im Internet unter
   der Adresse http://www.dcs.ed.ac.uk/home/jec/programs/xfsft/
   verfügbar).
   
   Der Autor hat mit dem Programm xfsft die besten Ergebnisse erzielt.
   Dieser Server lässt sich leicht konfigurieren und ist kompatibel zu
   herkömmlichen Fontservern, so dass nicht zwei verschiedene
   Fontserver auf einem Rechner ausgeführt werden müssen. Dieses
   Programm diente auch als Grundlage für die Integration der
   TrueType-Unterstützung in XFree86 4.0.
   
   Um die von einem Fontserver zur Verfügung gestellten Schriften zu
   verwenden, muss dem X-Server die Adresse des Fontservers mitgeteilt
   werden. Dies kann entweder in der Datei /etc/X11/XF86Config oder
   durch Eingabe dieses Befehls geschehen:
   
   xset fp+ tcp/localhost:7100
   
   Dabei muss localhost u.U. gegen den Namen des Rechners ausgetauscht
   werden, auf dem der Fontserver ausgeführt werden und 7100 durch den
   Port, der vom Fontserver benutzt wird. Wenn der Fontserver auf dem
   selben Rechner ausgeführt wird wie der X-Server, dann können zur
   Kommunikation zwischen X-Server und Fontserver auch
   UNIX-Domain-Sockets benutzt werden. Der entsprechende Befehl könnte
   dann folgendermaßen aussehen:
   
   xset fp+ unix/:7100
   
    7.6.3 Font-Einstellungen in der WINEs Konfigurationsdatei
    
   In der Konfigurationsdatei ~/.wine/config bzw. wine.conf stehen die
   folgenden Variablen zur Verfügung, mit denen WINEs Umgang mit
   Schriftarten beeinflusst werden kann:
   
   Resolution
          Unter Windows können Programme die Größe eines zu
          verwendenden Fonts in Punkten (an Stelle von Pixeln)
          angeben. Damit die Schriftart dann in der richtigen Größe
          angezeigt werden kann, muss die tatsächliche Größe des
          Bildschirms bekannt sein, was unter X nicht unbedingt der
          Fall ist. Mit der Variable Resolution kann deswegen justiert
          werden, welche Schriftgrößen in solchen Fällen von WINE
          ausgewählt werden. Der Standardwert ist 96, sinnvolle Werte
          liegen zwischen 60 und 120. Beispiel: "Resolution" = "100".
          
   Default
          Mit dieser Variable wird angegeben, welche Schriftart WINE
          als Standard verwenden soll. Die dabei anzugebende
          Zeichenkette besteht aus der Herstellerbezeichnung der zu
          verwendenden Schriftart und ihrem Namen, diese Bezeichnungen
          werden durch ein Minuszeichen miteinander verbunden,
          außerdem muss sich zu Beginn und am Ende der Zeichenkette
          ein Minuszeichen befinden.  Die unter X11 verfügbaren Fonts
          können beispielsweise mit den Programmen xfontsel(1) oder
          xlsfonts(1) ausgewählt werden.  
          Beispiel: "Default" =  "-adobe-times-"
          
   DefaultFixed
          Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
          standardmäßige Schriftart mit gleichmäßiger Buchstabenbreite
          verwenden soll.  Der Name der gewünschten Schrift ist wie
          bei der Variablen Default anzugeben. Beispiel:
          "DefaultFixed" = "-sony-fixed-"
          
   DefaultSerif
          Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
          standardmäßige Schriftart mit Serifen verwenden
          soll. Beispiel: "DefaultSerif" = "-adobe-times-"
          
   DefaultSansSerif
          Hiermit wird bestimmt, welchen Font WINE als standardmäßige
          Schriftart ohne Serifen verwenden soll. Beispiel:
          "DefaultSansSerif" = "-adobe-helvetica-"
          
   Fontmetric
          Wenn WINE das erste Mal gestartet wird, fragt es vom
          X-Server die Eigenschaften der verfügbaren Fonts ab.  Weil
          diese Operation recht zeitaufwendig ist, wird das Ergebnis
          der Abfrage in einer Datei im Heimatverzeichnis des
          betreffenden Benutzers gespeichert. Die Abfrage braucht dann
          bei einem späteren Aufruf des Programms nur ausgeführt zu
          werden, falls sich die verfügbaren Fonts geändert haben. Mit
          dieser Variablen kann angegeben werden, in welcher Datei die
          Fontdaten zwischengespeichert werden sollen. Dadurch lässt
          sich beispielsweise vermeiden, dass die Abfrage für jeden
          Benutzer erneut ausgeführt werden muss. Beispiel:
          "Fontmetric" = "/var/lib/WINE/font.cache".
          
   Alias
          Wie weiter oben bereits angesprochen, kann es vorkommen,
          dass Windows-Anwendungen bestimmte Schriftarten benutzen
          wollen, die vom X-Server nicht zur Verfügung gestellt
          werden. Mit der Variable Alias können solchen Fontnamen
          anderen, unter X verfügbaren Schriftarten zugeordnet
          werden. Werte, die dieser Variablen zugeordnet werden,
          bestehen aus drei Elementen, die durch Kommata voneinander
          zu trennen sind. Das erste Element ist der Name der zu
          ersetzenden Schriftart, das zweite Element der Name der X
          Schriftart, in der Form, wie sie auch bei der Definition der
          Variablen Default anzugeben ist. Als drittes Element kann
          optional das Schlüsselwort subst angegeben werden.  Dieses
          Schlüsselwort bewirkt, dass durch die Aliasdefinition eine
          bereits vorhandene Definition (die von WINE automatisch
          erstellt wurde) überschrieben wird. Weil es möglich ist,
          mehrere Alias-Definitionen vorzunehmen, muss der
          Variablenbezeichnung Alias jeweils eine Zahl nachgestellt
          werden, mit der angegeben wird, um die wievielte
          Alias-Definition es sich handelt. Dabei ist mit der Zahl
          Null zu beginnen, es darf keine Zahl ausgelassen
          werden. Beispiel: "Alias0" = "System, --international-, subst"
          
  7.7 Konfiguration von Schnittstellen und Hardwarezugriff
  
   WINE kann Anwendungen den direkten Zugriff auf serielle und
   parallele Schnittstellen sowie auf weitere beliebige Ein- und
   Ausgabeadressen gestatten. Grundsätzlich ist dabei zu bedenken,
   dass der betreffende WINE-Prozess mit ausreichenden Privilegien
   ausgestattet sein muss, damit ein solcher Zugriff tatsächlich
   möglich wird. Wird WINE mit gewöhnlichen Benutzerrechten (und nicht
   mit den Privilegien des Administrators) ausgeführt, bedeutet dies
   in der Regel, dass die Zugriffsrechte auf die Gerätedateien, welche
   Geräte repräsentieren, auf die Windows-Programmen der Zugriff
   gestattet werden soll, überprüft werden müssen. Der direkte Zugriff
   auf Ein- und Ausgabeadressen ist unter Linux ausschließlich dem
   Administrator gestattet.
   
   Zur Konfiguration der seriellen Schnittstellen dient der Abschnitt
   [serialports] in der Konfigurationsdatei. Die einzelnen Variablen in
   diesem Abschnitt bezeichnen die seriellen Schnittstellen so wie es
   unter DOS und Windows üblich ist (Com1, Com2 usw.). Als Wert wird
   diesen Variablen der Name der Gerätedatei übergeben, welche die
   entsprechende Schnittstelle unter Linux repräsentiert. Falls also
   Windows-Anwendungen unter WINE über die Schnittstelle Com1 auf das
   Gerät zugreifen sollen, das unter Linux durch die Gerätedatei
   /dev/ttyS0 repräsentiert wird, so muss in der Konfigurationsdatei
   der folgende Abschnitt zu finden sein:

   [serialports]
   "Com1" = "/dev/ttyS0"


   Die Konfiguration paralleler Schnittstellen erfolgt analog zur
   Konfiguration serieller. Der Name des entsprechenden Abschnitts
   lautet [parallelports] und die Namen paralleler Schnittstellen
   unter DOS und Windows lauten Lpt1, lpt2 usw. Wenn also von
   Windows-Programmen unter WINE über den Namen Lpt1 auf die parallele
   Schnittstelle zugegriffen werden soll, welche unter Linux durch die
   Gerätedatei /dev/lp0 repräsentiert wird, so wäre in die
   Konfigurationsdatei dieser Abschnitt aufzunehmen.

   [parallelports]
   "Lpt1" = "/dev/lp0"

   Um den Zugriff auf bestimmte Ein- und Ausgabeadressen zu ermöglichen,
   sind die gewünschten Adressen in hexadezimaler Schreibweise im
   Abschnitt [ports] anzugeben. Als Adressen lassen sich entweder
   einzelne Adressen (Beispiel: 0x779) oder Adressbereiche angeben. Bei
   Adressbereichen werden die untere und obere Adresse des gewünschten
   Bereichs, verbunden durch einen Bindestrich, angegeben (Beispiel:
   0x280-0x2a0). Wenn mehrere Adressen oder Adressbereiche konfiguriert
   werden sollen, sind diese hintereinander - durch Kommata getrennt -
   anzugeben. Adressen, von denen gelesen werden soll, sind der Variablen
   read zuzuordnen und solche, auf die geschrieben werden soll, der
   Variablen write. Falls auf eine bestimmte Adresse sowohl lesend als
   auch schreibend zugegriffen werden soll, ist sie beiden Variablen
   zuzuordnen. Beispiel:

   [ports]
   "read" = "0x378,0x379,0x220-0x2a0"
   "write" = "0x379,0x220-0x2a0"


    7.7.1 Zugriff auf SCSI-Geräte
    
   WINE ermöglicht auch den direkten Zugriff auf SCSI-Geräte (über die
   ASPI-Schnittstelle). Hierzu sind keine speziellen Angaben in der
   Konfiguration notwendig, allerdings muss der Kernel des Systems so
   konfiguriert worden sein, dass er die Unterstützung für generischen
   SCSI-Zugriff enthält. Außerdem müssen die Gerätedateien, welche die
   generischen SCSI-Geräte repräsentieren (normalerweise /dev/sg0,
   /dev/sg1 usw.) mit ausreichenden Rechten für den Zugriff
   ausgestattet sein.
   
  7.8 Konfiguration der Windows-Systemregistratur
  
   Windows-Betriebssysteme stellen eine Datenbank zur Verfügung, in
   der Programme u.a. Konfigurationsdaten ablegen und später wieder
   auslesen können. Diese so genannte Registratur wird von WINE
   ebenfalls bereitgestellt. WINE ist ferner in der Lage, die
   Registratur einer bestehenden Windows-Installation zu importieren,
   damit den mit WINE ausgeführten Programmen alle Daten zur Verfügung
   stehen, die auch unter Windows verfügbar sind. Dies ist
   insbesondere dann von Bedeutung, wenn Programme unter Windows
   installiert worden sind und unter WINE ausgeführt werden. Es ist zu
   beachten, dass WINE die Registratur einer bestehenden
   Windows-Installation niemals verändert.  Falls Programme also unter
   WINE Daten in die Registratur schreiben, stehen diese unter Windows
   nicht zur Verfügung. WINE speichert die Registratur vielmehr in
   eigenen Dateien, welche sich üblicherweise unterhalb des
   Heimatverzeichnisses des betreffenden Benutzers befinden. Neben den
   benutzerspezifischen Registraturdaten können vom Administrator
   systemweit gültige Dateien bereit gestellt werden. Diese befinden
   sich üblicherweise in dem gleichen Verzeichnis wie die systemweit
   gültige Konfigurationsdatei, also in /etc oder in /usr/local/etc,
   wenn WINE mit den Standardeinstellungen übersetzt wurde. Im
   Abschnitt [registry] der Konfigurationsdatei stehen die folgenden
   Variablen zur Verfügung, mit denen u.a. bestimmt werden kann, ob
   eine bestehenden Registratur importiert werden soll und wo WINE die
   eigene Registratur ablegen soll.
   
   LoadGlobalRegistryFiles
          Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
          WINE die systemweit gültigen Registraturdaten ein. Dies ist
          die Standardeinstellung. Beispiel: "LoadGlobalRegistryFiles" =
          "true"
          
   LoadHomeRegistryFiles
          Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
          WINE die Registraturdaten aus dem Verzeichnis .wine im
          Heimatverzeichnis des aufrufenden Benutzers ein. Die
          Registraturdaten des Benutzers werden nach den systemweit
          gültigen Daten geladen, so dass Benutzer die
          Voreinstellungen aus der globalen Registratur mit eigenen
          Werten überschreiben können. Beispiel:
          "LoadHomeRegistryFiles" = "true" 
          
   LoadWindowsRegistryFiles
          Mit dieser Variablen wird bestimmt, ob die Registratur einer
          bestehenden Windows-Installation geladen werden soll. Wenn
          die Variable auf den Wert true gesetzt ist, stellt WINE
          selbstständig fest, um welche Version von Windows es sich
          bei der bestehenden Installation handelt und liest die
          Registraturdaten der Installation ein. Es ist zu beachten,
          dass dies nur funktioniert, wenn das Windows- und das
          Systemverzeichnis im allgemeinen Teil der
          Konfigurationsdatei richtig angegeben worden sind und der
          bestehenden Installation entsprechen. Außerdem ist es
          u.U. notwendig, die Variable Profile im allgemeinen Teil
          richtig zu setzen. Beispiel: "LoadWindowsRegistryFiles" = "true".
          
   WriteToHomeRegistryFiles
          Wird diese Variable auf den Wert true gesetzt, versucht WINE
          alle Änderungen, die während der Laufzeit von WINE an der
          Registratur vorgenommen werden, in die Registraturdateien im
          Verzeichnis .wine des aufrufenden Benutzers zu
          schreiben. Dies ist in der Regel notwendig, damit
          Windows-Programme (insbesondere Installationsprogramme)
          Änderungen an der Konfiguration abspeichern
          können. Beispiel: "WriteToHomeRegistryFiles" = "true".
                    
   PeriodicSave
          Wenn Veränderungen an der Registratur von WINE gespeichert
          werden sollen, geschieht dies normalerweise automatisch,
          während WINE beendet wird. Allerdings werden die Änderungen
          dann nicht gespeichert, wenn WINE aufgrund eines Fehlers
          nicht korrekt beendet werden kann. Deswegen ist es möglich,
          mit dieser Variablen anzugeben, in welchem Zeitintervall das
          Programm die Registratur automatisch sichern soll. Die
          dieser Variablen übergebene Zahl wird als Zeitintervall in
          Sekunden interpretiert. Damit die Registratur also
          beispielsweise alle 10 Minuten automatisch abgespeichert
          wird, wäre diese Variable so zu setzen: "PeriodicSave" = "600".
          
   SaveOnlyUpdatedKeys
          Mit dieser Variablen kann bestimmt werden, ob WINE lediglich
          solche Teile der Registratur sichern soll, die sich während
          der Laufzeit verändert haben oder ob immer die gesamte
          Registratur gespeichert werden soll. Das folgende Beispiel
          speichert die Registratur komplett:
          "SaveOnlyUpdatedKeys" = "false".
          
   Hinweis: 
   Weil das Importieren einer großen Windows-Registratur ein relativ
   zeitaufwendiger Vorgang ist, empfiehlt es sich, die
   Windows-Registratur nur beim ersten Start von WINE zu importieren
   ("LoadWindowsRegistryFiles" = "true") und diese dann komplett von WINE
   speichern zu lassen ("SaveOnleUpdatedKeys" = "false"). Danach liegt die
   Registratur vollständig in WINEs eigenem Format vor, so dass bei
   späteren Starts von WINE auf den Import der Windows-Registratur
   verzichtet werden kann ("LoadWindowsRegistryFiles" = "false").
   
  7.9 Einstellung des Look and Feel
  
   Im Abschnitt Tweak.Layout der Konfiguration lässt sich durch die
   Variable WINELook bestimmen, welches Look and Feel von Windows
   durch WINE nachempfunden werden soll. Der Wert Win31 bewirkt, dass
   WINE alle Fensterelemente in dem Erscheinungsbild erzeugt, wie es
   von Windows 3.11 bekannt ist. Analog dazu bewirken die Werte Win95
   und Win98 ein moderneres Erscheinungsbild. Beispiel:

   [Tweak.Layout]
   "WINELook" = "Win98"


  7.10 Konfiguration der Windows-Console
  
   Im Gegensatz zu 16-Bit-Windows-Versionen ist es mit dem Win32 API wie
   unter UNIX möglich, Programme für den Textmodus zu erstellen, die
   unter Windows normalerweise in einem so genannten "MS-DOS-Fenster"
   ausgeführt werden (obwohl diese Programme nicht viel mit MS-DOS zu
   tun haben). Unter WINE verwenden solche Programme standardmäßig die
   Standardeingabe und -Ausgabe des Terminals, von dem aus WINE
   gestartet wurde. Im Abschnitt [Console] der Konfigurationsdatei ist
   es möglich, die Eigenschaften der Konsole für Windows-Programme
   näher zu bestimmen.
   
   Drivers
          Hiermit wird festgelegt, wie die Konsole zur Verfügung
          gestellt werden soll. WINE kann dazu das mit dem
          WINE-Prozess verbundene Terminal verwenden oder für jedes
          Windows-Programm, welches eine neue Konsole anfordert, ein
          neues Terminalfenster (wie z.B. xterm) starten. Im
          allgemeinen ist es zu empfehlen, für jede Konsole ein
          eigenes Terminalfenster zu verwenden, weil es zu
          unerwünschten Nebeneffekten kommen kann, wenn verschiedene
          Windows-Prozesse und WINE selbst das selbe Terminal
          verwenden. Es ist ferner möglich, die ncurses-Bibliothek zu
          benutzen, um bestimmte Eigenschaften, wie die Darstellung
          unterschiedlicher Farben, zu benutzen. Der Variablen Drivers
          kann zur Zeit eine Kombination aus den folgenden
          Schlüsselwörtern übergeben werden: tty, xterm und
          ncurses. Wenn mehrere diese Schlüsselwörter benutzt werden,
          sind diese durch das Plus-Zeichen voneinander zu
          trennen. Die Angabe tty bewirkt, dass WINE das Terminal für
          die Konsole verwendet, mit welchem der WINE-Prozess
          verbunden ist. Durch die Angabe xterm wird ein neues
          Terminalfenster geöffnet, wenn ein Windows-Programm eine
          neue Konsole anfordert. Die Angabe ncurses bewirkt, dass die
          ncurses-Bibliothek benutzt wird. Dies funktioniert nur, wenn
          die Unterstützung dafür beim Übersetzen des Programms
          aktiviert wurde. Beispiel: "Drivers" = "ncurses+xterm"
          
   XtermProg
          Hiermit lässt sich angeben, welches Programm aufgerufen
          werden soll, um die Konsole in einem eigenen Fenster
          darzustellen (z.B. bei "Drivers" = "xterm"). Es lassen sich alle
          Terminalemulationsprogramme verwenden, welche die von xterm
          her bekannten Kommandozeilenargumente verstehen. Beispiel:
          "XtermProg" = "wterm".
          
   InitialRows
          Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Zeilen die
          Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
          "InitialRows" = "24".
          
   InitialColumns
          Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Spalten die
          Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
          "InitialColumns" = "80".
          
   TerminalType
          Hiermit lässt sich festlegen, von welchem Terminaltyp die
          ncurses-Bibliothek ausgehen soll. Typische Werte sind xterm
          oder linux.
          
  7.11 Die Zwischenablage
  
   Das Konzept der Zwischenablage unterscheidet sich zwischen Windows
   und dem X Window System etwas. Um beispielsweise einen Text in die
   Zwischenablage zu stellen, wird dieser unter Windows normalerweise
   zunächst markiert und dann über einen Menübefehl in die
   Zwischenablage kopiert oder verschoben. Unter X stehen mindestens
   zwei Typen von Zwischenablage zur Verfügung. Nachdem ein Text dort
   markiert worden ist, steht er als so genannte primäre Auswahl zur
   Verfügung; er kann dann sofort in andere Anwendungen eingefügt
   werden (etwa durch Betätigung der mittleren Maustaste). Die
   Zwischenablage ist eine weitere Auswahl, in die Texte oder andere
   Daten von vielen X-Anwendungen aus kopiert und von dort aus wieder
   eingefügt werden können. Im Abschnitt [clipboard] der
   Konfigurationsdatei lässt sich bestimmen, wie die
   Windows-Zwischenablage mit der Zwischenablage des X Window Systems
   interagiert.
   
   ClearAllSelections
          Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, wird der Inhalt
          der Windows-Zwischenablage gelöscht und durch den Inhalt der
          Zwischenablage des X Window Systems ersetzt, falls in einer
          anderen X Anwendung etwas in die primäre Auswahl gestellt
          wird.  Wird bei Verwendung dieser Einstellung also zunächst
          etwas mit einem Windows-Programm in die Zwischenablage
          gestellt und danach mit der Maus ein Text in einer X
          Anwendung markiert, so geht der ursprüngliche Inhalt der
          Windows-Zwischenablage verloren und es steht dort der mit
          der Maus markierte Text zur Verfügung. Falls die Variable
          auf false gesetzt ist, bleibt der Inhalt der Zwischenablage
          durch die Veränderung der primären Auswahl unberührt. Um
          dann beispielsweise einen Text von XEmacs nach Word zu
          kopieren, reicht es nicht aus, den Text in XEmacs zu
          markieren, sondern er muss dort explizit in die
          Zwischenablage kopiert werden, falls sich dort vorher eine
          Auswahl befand, die von einer Windows-Anwendung aus
          vorgenommen wurde. Beispiel: "ClearAllSelections" = "true"
          
   PersistentSelection
          Nachdem WINE beendet worden ist, kann der Inhalt der
          Zwischenablage anderen X Programmen normalerweise nicht mehr
          zur Verfügung gestellt werden. Wenn diese Variable auf true
          gesetzt ist, startet WINE deswegen ein kleines
          Hintergrundprogramm (wineclipsrv) welches den Inhalt der
          Zwischenablage so lange verfügbar hält, bis dieser durch ein
          anderes Programm ersetzt wird und sich dann
          beendet. Beispiel: "PersistentSelection" = "true"
          
  7.12 Konfiguration des PostScript-Druckertreibers
  
   WINE kann zwei Typen von Druckertreibern verwenden, nämlich echte
   16bit Windows-Druckertreiber, wie Sie von Windows 3.11 oder Windows
   95/98 benutzt werden, oder einen eigenen PostScript- Druckertreiber,
   mit dem sich aus den meisten Windows-Anwendungen heraus im
   PostScript-Format drucken lässt. Diese PostScript-Ausgabe kann dann
   über die Spooler-Software des Systems (normalerweise lpr/lpd) auf
   einen direkt angeschlossenen oder fernen Drucker ausgegeben werden.
   
   Hinweise zur Verwendung von 16bit-Windows-Druckertreiber finden
   sich u.a. in der Datei printing im Unterverzeichnis documentation
   des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Im folgenden soll lediglich auf
   die Konfiguration des eingebauten PostScript-Druckertreibers
   eingegangen werden (was generell sowieso bevorzugt wird).
   
   Zunächst ist das Vorhandensein des Druckertreibers anzumelden. Dazu
   sind in der Datei win.ini im Windows-Verzeichnis die folgenden
   Änderungen vorzunehmen:

   [windows]
   device=WINE PostScript Driver,WINEPS,LPT1:

   [devices]
   WINE PostScript Driver=WINEPS,LPT1:

   Falls Sie WINE ohne eine bestehende Windows-Installation verwenden,
   kann es sein, dass die Datei win.ini noch nicht existiert. In
   diesem Fall kann die Datei neu angelegt und die oben gezeigten
   Zeilen dort eingetragen werden. Falls die Datei bereits vorhanden
   ist, müssen die Abschnitte [devices] und [windows] in der Datei
   lokalisiert und um die oben gezeigten Zeilen ergänzt
   werden. Keinesfalls sollten die Abschnitte devices oder windows
   mehrmals in der Datei vorhanden sein.
   
   Damit auch von 32bit Programmen aus gedruckt werden kann, ist es
   notwendig, einige Einträge in der Registratur vorzunehmen. Diese
   Einträge sind in der Datei psdrv.reg im Unterverzeichnis
   documentation des WINE-Quellcodeverzeichnisses vorhanden und lassen
   sich mit dem Programm regapi, welches sich im Unterverzeichnis
   programs/regapi des Quellcodeverzeichnisses befindet,
   importieren. Falls noch nicht geschehen, ist regapi dazu zunächst zu
   übersetzen. Zu diesem Zweck ist in das Verzeichnis programs/regapi
   zu wechseln und dort der Befehl make einzugeben (dies setzt
   voraus, dass WINE bereits erfolgreich übersetzt wurde). Danach
   können die erforderlichen Schlüssel durch die Eingabe des folgenden
   Befehls importiert werden:
   
   ./regapi setValue < ../../documentation/psdrv.reg
   
   Achtung:
   Bei dem Programm regapi handelt es sich um ein sogenanntes
   WineLib-Programm. Solche Programme benutzen WINE, um
   Windows-spezifische Funktionen verwenden zu können. Damit sie
   ausgeführt werden können, muss bereits eine funktionsfähige
   WINE-Konfiguration vorhanden sein. Dieser Schritt sollte also nicht
   durchgeführt werden, bevor die Erstellung der Konfigurationsdatei
   abgeschlossen und die Funktionsfähigkeit von WINE getestet worden
   ist.
   
   Weiter wird eine so genannte PPD-Datei benötigt. Eine solche Datei
   beschreibt verschiedene Eigenschaften des Druckers und wird
   benötigt, damit WINE beispielsweise entscheiden kann, ob in Farbe
   oder in Schwarz-Weiß gedruckt werden kann. Wenn kein
   PostScript-fähiger Drucker benutzt wird, dann benötigt man eine
   PPD-Datei, welche die Eigenschaften des ghostscript-Treibers für
   den eingesetzten Drucker beschreibt, weil dieses Programm in der
   Regel zur Umwandlung von PostScript in das Druckerformat benutzt
   wird. Mit Debian stehen solche Dateien in dem Paket ppd-gs zur
   Verfügung. Wird dieses Paket benutzt, sollte vorher die Datei
   /usr/doc/ppd-gs/README gelesen werden.
   
   Eine Reihe von PPD-Dateien stehen unter der Adresse
   ftp://ftp.adobe.com/pub/adobe/printerdrivers/win/all/ppdfiles/ zur
   Verfügung. In dem Verzeichnis befinden sich selbstauspackende
   ZIP-Archive, die PPD-Dateien für Drucker verschiedener Hersteller
   enthalten. Diese Archive können mit dem Programm unzip(1) entpackt
   werden. Um beispielsweise die Datei hp.exe auszupacken, wäre
   folgender Befehl einzugeben:
   
   unzip -L hp.exe
   
   Danach ist die gewünschte PPD-Datei auszuwählen, hierbei muss
   u.U. ein wenig experimentiert werden, um optimale Ergebnisse zu
   erzielen. Die Datei kann dann beispielsweise in das Verzeichnis
   /usr/local/etc/ kopiert werden und muss WINE durch den folgenden
   Eintrag in der Konfigurationsdatei bekannt gemacht werden:

   [psdrv]
   "ppdfile" = "/usr/local/etc/HP4M3_V1.PPD"

   Falls sich die Datei in einem anderen Verzeichnis befindet oder
   einen anderen Namen trägt, ist der Wert für die Variable ppdfile
   natürlich entsprechend anzupassen.
   
   Schließlich benötigt WINE die Fontmetric-Dateien der Schriftarten,
   die auf dem Drucker (oder mit ghostscript) zur Verfügung
   stehen. Eine Reihe solcher Fontmetric-Dateien lassen sich unter
   Debian beispielsweise mit dem Paket tetex-extra installieren. Sie
   befinden sich nach der Installation unterhalb des Verzeichnisses
   /usr/share/texmf/fonts/afm. Sie haben normalerweise die
   Dateinamensendung .afm (Adobe FontMetric). Die zu verwendenden
   Dateien sind im Abschnitt [afmfiles] der Konfigurationsdatei
   anzugeben. Der Name jeder Datei ist dabei einer Variablen
   zuzuordnen, deren Name sich aus der Zeichenkette file und einer
   fortlaufenden Ziffer zusammensetzt.  Bei der Auswahl der
   AFM-Dateien ist zu beachten, dass nur die Dateien angegeben werden
   brauchen, für die der entsprechende Font tatsächlich in der vorher
   definierten PPD-Datei genannt wurde. Die Bezeichnungen der Fonts
   befinden sich normalerweise in den Fontmetric-Dateien, die mit
   einem Texteditor betrachtet werden können. Der Anfang des
   entsprechenden Abschnitts in der Konfigurationsdatei könnte
   beispielsweise folgendermaßen aussehen:

   [afmfiles]
   "file1" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmb8a.afm"
   "file2" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmbi8a.afm"
   "file3" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmr8a.afm"
   "file4" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmri8a.afm"
   "file5" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8an.afm"
   "file6" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8a.afm"
   "file7" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8an.afm"
   "file8" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8a.afm"
   "file9" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8an.afm"
   "file10" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8a.afm"
   "file11" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8an.afm"
   "file12" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8a.afm"

   Auch hier sind die Dateinamen natürlich an die tatsächlich
   benutzten Fontmetric-Dateien anzupassen. Der Druckertreiber sollte
   dann als WINE PostScriptDriver in den Druckdialogen der
   Windows-Anwendungen zur Verfügung stehen.
   
  7.13 Konfiguration des Spoolers
  
   Standardmäßig werden Druckdaten in eine Datei im aktuellen
   Arbeitsverzeichnis ausgegeben, deren Name der Bezeichnung des
   Druckeranschlusses unter Windows, auf den gedruckt wurde, entspricht.
   Im Abschnitt [spooler] der Konfigurationsdatei lässt sich die Ausgabe in
   eine andere Datei umlenken oder an ein anderes Programm weiterleiten.
   Dazu ist in dem Abschnitt der Name des Anschlusses als
   Variablenbezeichnung anzugeben (Beispiel: LPT1:) und dieser Variable
   der Name der Datei zu übergeben, in welche die Druckausgabe gelenkt
   werden soll. Um die Ausgabe an die Standardeingabe eines Programms zu
   übergeben, ist der Name des gewünschten Programms hinter dem
   Pipe-Zeichen (|) anzugeben.
   
   Wenn also beispielsweise die Ausgabe auf den Anschluss LPT1: an das
   Programm lpr übergeben werden soll, um sie dem Spooler zuzuführen,
   wäre in die Konfigurationsdatei folgender Abschnitt aufzunehmen:

   [spooler]
   "LPT1:" = "|lpr"


  7.14 Multimedia-Konfiguration
  
   Die Multimedia-Architektur unter Windows besteht aus verschiedenen
   Typen von Treibern und Schnittstellen, die von Windows-Programmen
   benutzt werden können. Diese Architektur wird von WINE
   nachgebildet, wobei unterschiedliche Bestandteile mehr oder weniger
   vollständig vorhanden sind. Eine ausführliche Beschreibung der
   Multimedia-Architektur von WINE befindet sich in der Datei
   multimedia im Unterverzeichnis documentation/status des
   WINE-Quellcodes.
   
   WINE stellt einen eigenen Treiber zur Ansteuerung der Soundhardware
   zur Verfügung. Diese Ansteuerung geschieht über die Gerätedateien
   /dev/dsp, /dev/audio, /dev/mixer usw. Deswegen muss darauf geachtet
   werden, dass Schreib- und Leseberechtigung für diese Dateien
   besteht, falls die Soundunterstützung von WINE benutzt werden
   soll. Der Treiber setzt auf die OSS- (Open Sound System) Treiber
   auf, die standardmäßig Bestandteil des Linux-Kernels sind.
   
   Bis auf die Bibliotheken winmm und mmsystem lassen sich alle
   anderen Komponenten des Multimediasystems auch aus einer
   bestehenden Windows-Installation verwenden. Dies ist vor allem bei
   einigen MCI-Treibern hilfreich, die in WINE noch nicht vollständig
   implementiert sind. MCI-Treiber werden geladen, wenn im Abschnitt
   [mci] der Datei system.ini im Windows-Verzeichnis Anweisungen in der
   folgenden Form stehen:

   [mci]
   cdaudio=mcicda.drv
   sequencer=mciseq.drv

   Bei Verwendung einer bestehenden Windows-Installation sollten sich
   die entsprechenden Anweisungen dort bereits befinden. Wird ohne
   eine bestehende Windows-Installation gearbeitet, kann die Datei
   system.ini im Unterverzeichnis documentation/samples des
   WINE-Quellcodeverzeichnisses als Vorlage dienen. Durch die Variable
   mci im Abschnitt [options] der Konfigurationsdatei von WINE lassen
   sich die Definitionen aus der Datei system.ini überschreiben. Das
   ist sinnvoll, um bestimmte Treiber nicht zu laden, die in der Datei
   system.ini angegeben sind, weil diese Treiber mit WINE nicht
   richtig funktionieren. Dies ist zur Zeit mit dem MCI-Treiber
   videodisk der Fall. Um alle MCI-Treiber (bis auf videodisk) zu
   laden, könnte in die Konfigurationsdatei der also der folgende
   Abschnitt aufgenommen werden:

   [options]
   "mci" = "CDAUDIO:SEQUENCER:WAVEAUDIO:AVIVIDEO:MPEGVIDEO"

   Ob ein Treiber aus einer bestehenden Windows-Installation geladen
   oder der von WINE zur Verfügung gestellte Treiber benutzt werden
   soll, kann wie bei Bibliotheken im Abschnitt DllOverrides der
   Konfigurationsdatei festgelegt werden, wie es weiter oben
   beschrieben wurde. Dabei ist zu beachten, dass die
   Dateinamensendung .drv bei Treibern - im Gegensatz zu Bibliotheken
   - mit anzugeben ist. Um beispielsweise die MCI-Treiber mciavi und
   mcianim aus einer bestehenden Installation zu laden und die übrigen
   Treiber von WINE zu verwenden, wären dem Abschnitt [DllOverrides]
   die folgenden Zeilen zuzufügen:

   "mciavi.drv, mcianim.drv" = "native, builtin"
   "mcicda.drv, mciseq.drv"  = "builtin, native"
   "msacm.drv, midimap.drv"  = "builtin, native"
   "mciwave.drv"             = "builtin, native"


  7.15 Einrichten der Registratur
  
   Eine Reihe von Windows-Programmen und WINE selbst benötigen
   bestimmte Einträge in der Registratur, damit sie richtig
   funktionieren. Wenn WINE ohne eine bestehende Windows-Installation
   benutzt wird oder die Windows-Registratur nicht importiert werden
   soll, sind diese Einträge noch nicht vorhanden und müssen mit dem
   weiter oben bereits erwähnten Programm regapi importiert
   werden. Als Vorlage kann dazu die Datei winedefault.reg im
   Quellcodeverzeichnis von WINE dienen. Die Datei sollte jedoch
   daraufhin überprüft werden, ob alle dort angegebenen
   Laufwerksbuchstaben und Pfade stimmen, bevor sie importiert wird.
   Außerdem sollte in der Konfigurationsdatei natürlich festgelegt
   sein, dass die Registratur bei Beendigung des Programms gespeichert
   wird, damit die importierten Daten auch beim nächsten Aufruf von
   WINE zur Verfügung stehen. Danach kann in das Unterverzeichnis
   programs/regapi des Quellcodeverzeichnisses gewechselt werden. Dort
   ist das Programm zunächst durch Eingabe des Befehls make zu
   erstellen, falls dies noch nicht geschehen ist. Danach können die
   erforderlichen Daten mit dem folgenden Befehl importiert werden:
   
   ./regapi setValue < ../../winedefault.reg
   
8 Aufruf von WINE und Kommandozeilenoptionen

   WINE lässt sich wie jedes andere Programm von der Kommandozeile aus
   aufrufen. Der Name des auszuführenden Windows-Programms ist WINE
   dabei an der Kommandozeile angeben. Programme, die sich in einem
   Verzeichnis befinden, das in der Variablen Path im Abschnitt WINE
   der Konfigurationsdatei aufgeführt ist, können dabei ohne Angabe
   des Pfadnamens aufgerufen werden. Die Angabe der Dateinamensendung
   .exe ist optional. Falls WINE also gestartet und das
   Windows-Programm winmine (Minesweeper) geladen werden soll, wäre
   der folgende Befehl einzugeben, vorausgesetzt, die Datei
   winmine.exe würde sich in einem Verzeichnis befinden, welches in
   der Variablen Path aufgeführt ist.
   
   wine winmine.exe
   
   Sollen Programme gestartet werden, die sich in Verzeichnissen
   befinden, welche nicht in der Variablen Path befinden, ist es
   erforderlich, den Pfadnamen mit anzugeben. Hier kann entweder der
   DOS-/Windows-Pfadname oder der UNIX-Pfadname benutzt werden. Die
   beiden folgenden Befehle würden also das gleiche bewirken, falls
   das Laufwerk C: dem UNIX-Verzeichnis /var/winroot zugeordnet wäre.

   wine c:\\windows\\winmine.exe
   wine /var/winroot/windows/winmine.exe

   Der Rückwärts-Schrägstrich hat für die Shell Bash eine besondere
   Bedeutung und wird deswegen normalerweise nicht an WINE
   übergeben. Durch die doppelte Angabe dieses Zeichens wird bewirkt,
   dass ein einfacher Schrägstrich übergeben wird. Datei- und
   Verzeichnisnamen enthalten unter Windows gelegentlich
   Leerzeichen. Auch hier ist es notwendig einen Trick anzuwenden,
   damit die Leerzeichen nicht dazu führen, dass die Shell die
   einzelnen Teile der Namen in verschiedenen Argumente zerlegt. Der
   folgende Befehl würde beispielsweise nicht zum gewünschten Ergebnis
   führen:
   
   wine /var/winroot/Programme/Microsoft Games/RoA Trial Version/PACDEMO.EXE
   
   Hier würde die Shell WINE vier Argumente übergeben, nämlich
   /var/winroot/Programme/Microsoft, Games/RoA, Trial und
   Version/PACDEMO.EXE, woraufhin das zu startende Programm nicht mehr
   gefunden werden würde. Damit die Shell bei Leerzeichen keine
   Trennung durchführt, ist den betreffenden Leerzeichen ebenfalls ein
   rückwärtsgerichteter Schrägstrich voranzustellen:
   
   wine /var/winroot/Programme/Microsoft\ Games/RoA\ Trial\ Version/PACDEMO.EXE
   
   Falls Argumente dem zu startenden Windows-Programmen übergeben
   werden sollen, ist dem Programmnamen ein -- voranzustellen, um Wine
   das Ende der Wine-Optionen anzuzeigen (damit Wine nicht durch Programm-
   Optionen verwirrt werden kann, die evt. ebenfalls --XXX heissen).
   Um beispielsweise das Programm notepad.exe zu starten und diesem Programm
   das Argument readme.1st zu übergeben, wäre WINE so aufzurufen:
   
   wine -- notepad readme.1st
   
   Wenn mehrere Windows-Programme hintereinander gestartet werden sollen,
   muss WINE mehrmals hintereinander mit den entsprechenden Programmnamen
   als Argument aufgerufen werden.
   
  8.1 Kommandozeilenoptionen
  
   Neben den Namen der zu startenden Programme versteht WINE eine Reihe
   von Optionen, mit denen die Operation des Programms global beeinflusst
   werden kann. Diese Optionen werden direkt von WINE interpretiert
   und nicht an das aufzurufende Windows-Programm übergeben.
   
   --managed
          Standardmäßig laufen Windows-Programme mit WINE unabhängig
          vom eingesetzten Windows-Manager. Dies kann zu Problemen bei
          der gleichzeitigen Verwendung normaler X Programme und von
          Windows-Programmen führen. Durch Verwendung der Option
          --managed werden auch Windows-Programme vom Window-Manager
          verwaltet, sie erhalten dann die gleichen Verzierungen wie
          normale X Programme (siehe auch Abschnitt 7.5)
          
   --winver Version
          Viele Windows-Programme funktionieren nur mit bestimmten
          Versionen von Windows oder verhalten sich unterschiedlich,
          je nachdem mit welcher Version von Windows sie ausgeführt
          werden.  Dieser Parameter dient dazu, WINE anzuweisen, als
          welche Windows-Version es sich ausgeben soll, wenn Programme
          dies erfragen. Standardmäßig versucht WINE selbst
          herauszufinden, welche Version von einem bestimmten Programm
          erwartet wird. Mit Version kann folgendes angegeben werden:
          win31 (Windows 3.1), win95 (Windows 95), win98 (Windows 98),
          nt351 (Windows NT 3.51) oder nt40 (Windows NT 4.0). Im
          Zweifelsfall empfiehlt sich win95, weil WINE zur Zeit die
          meisten Gemeinsamkeiten mit dieser Windows-Version
          aufweist. Beispiel: --winver win95.
          
   --dosver Version
          Wenn DOS-Programme mit Windows ausgeführt werden, erwarten
          diese gelegentlich eine bestimmte Version von MS-DOS. Dazu
          ist mit dem Parameter --dosver die gewünschte Version, in
          der Form x.xx anzugeben. Beispiel: --dosver 7.10 (diese
          Version entspricht Windows 95b).
          
   --help
          Die Option bewirkt, dass eine Übersicht über die verfügbaren
          Optionen ausgegeben wird.
          
   --version
          Die Option bewirkt, dass die Versionsnummer von WINE
          angezeigt wird.
          
   --dll Bibliothek[,Bibliothek ...]=b|n[:Bibliothek[,Bibliothek,...]=b|n]
          Mit dieser Option lassen sich die Einstellungen aus dem
          Abschnitt [DllOverrides] aus der Konfigurationsdatei
          überschreiben, es kann also angegeben werdem, welche
          Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
          geladen und welche direkt von WINE zu Verfügung gestellt
          werden sollen.  Der Option ist ein Ausdruck zu übergeben,
          welcher aus den Namen der betreffenden Bibliotheken besteht,
          die durch Kommata (ohne Leerzeichen) voneinander getrennt
          werden. Danach folgt ein Gleichheitszeichen und daraufhin
          entweder der Buchstabe b, um zu bestimmen, dass die
          angegebenen Bibliotheken von WINE zur Verfügung gestellt
          werden sollen, oder der Buchstabe n, damit versucht wird,
          die Bibliotheken aus einer bestehenden Installation zu
          laden. Solche Ausdrucke können wiederholt angegeben werden,
          sie sind dann durch einen Doppelpunkt (ohne Leerzeichen)
          voneinander zu trennen. Sollen beispielsweise die
          Bibliotheken shell, commdlg und commctrl mit ihren
          zugehörigen 32bit Bibliotheken aus einer bestehenden
          Installation geladen werden und die Bibliothek advapi32 von
          WINE zur Verfügung gestellt werden, obwohl dies in der
          Konfigurationsdatei anders angegeben ist, so könnte man die
          Option so einsetzen:

          --dll commdlg,comdlg32,commctrl,comctl32,shell,shell32=n:advapi32=b.
          
   --debugmsg +|-foo,+|-bar
          Diese Option dient dazu, zu kontrollieren, welche Art von
          Informationen WINE zur Fehler- und Ablaufverfolgung ausgeben
          soll. Es stehen eine Reihe so genannter Kanäle zur Verfügung,
          deren Namen angezeigt werden, wenn die Option ohne weitere Angaben
          benutzt wird. Die einzelnen Kanäle entsprechen normalerweise
          unterschiedlichen Teilbereichen von WINE, deren Verhalten durch
          die Ausgabe bestimmter Informationen überprüft werden kann. Um
          beispielsweise die Meldungen für den Kanal file einzuschalten,
          wäre die Option --debugmsg +file zu benutzen. Wenn die
          Meldungen der Kanäle file und dosfs ausgegeben werden sollen,
          wäre --debugmsg +file,+dosfs anzugeben. Weitere Informationen
          hierzu befinden sich in der Datei debug-msg im Unterverzeichnis
          documentation des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Zwei besonders
          wichtige Kanäle sind relay und snoop. Wenn der Kanal relay
          eingeschaltet ist, wird ausgegeben, welche Funktionen in WINE
          von Windows-Programmen mit welchen Parametern aufgerufen werden
          und welche Rückkehrwerte diese Funktionen liefern. Der Kanal
          snoop zeigt an, welche Funktionen aus echten
          Windows-Bibliotheken aufgerufen werden. Die Ausgabe des Kanals
          relay dient WINE-Entwicklern oft dazu, festzustellen, wo ein
          Fehler aufgetreten ist. Deswegen ist es ratsam, bei
          Fehlerberichten in die WINE-Newsgroup die letzten 200 Zeilen
          der Ausgabe von WINE mitzuschicken, die bei dem Aufruf des
          Programms mit der Option --debugmsg +relay vor Auftreten des
          Fehlers entstanden sind.
          
9 Fehlerquellen

   WINE befindet sich zur Zeit noch mitten in der Entwicklung, weswegen
   viele Windows-Programme nur teilweise oder überhaupt nicht damit
   funktionieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden einige Programme
   sogar nie mit WINE funktionieren, beispielsweise weil sie eigene
   Windows-Treiber brauchen, die unter Linux nicht geladen werden können.
   Trotzdem funktionieren viele Windows-Programme ausgesprochen gut mit
   WINE und die Anzahl funktionierender Programme erhöht sich relativ
   schnell. Wenn ein Programm nicht wie gewünscht funktioniert, kann es
   deswegen hilfreich sein, die folgenden Fragen zu untersuchen:
   
   WINE funktioniert überhaupt nicht
          In bestimmten Paketversionen der C-Bibliothek (Version
          2.1.3) liegt ein Fehler vor, der dazu führt, dass WINE
          direkt nach dem Start mit Fehlermeldungen abbricht. Sie
          können das Problem beheben, indem Sie eine neuere Version
          der C-Bibliothek installieren oder die Variable LANG auf
          einen Wert setzen. Bei Verwendung der Bash kann dies
          beispielsweise durch Eingabe des folgenden Befehls
          geschehen: export LANG=de_DE.
          
   WINE funktioniert immer noch nicht
          Wenn Sie WINE auf die beschriebene Art installiert haben,
          sollten Sie überprüfen, dass sich nicht gleichzeitig noch
          eine andere, ältere Version des Programms auf dem Rechner
          befindet, welches u.U. von Ihrer Distribution mitinstalliert
          wurde. Dies könnte nämlich dazu führen, dass versucht wird,
          inkompatible Bibliotheken zu laden.
          
   Windows- und Windows/system-Verzeichnis sind nicht richtig angegeben
          Die Meldung Invalid path 'c:\windows' for windows directory
          besagt, dass im Abschnitt WINE der Konfigurationsdatei mit
          der Variablen Windows ein Windows-Verzeichnis angegeben
          wurde, welches nicht existiert. Es ist dann zu überprüfen,
          ob das Windows-Verzeichnis vorhanden ist und ob das
          Laufwerk, auf dem es sich befindet, dem richtigen
          UNIX-Verzeichnis zugeordnet ist.
          
   Die Zuordnungen der Laufwerksbuchstaben stimmen nicht
          Wenn beim Start von WINE Meldungen wie Warning:
          /var/winroot/windows/sol.exe not accessible from a DOS drive
          ausgegeben werden, teilt WINE mit, dass das auszuführende
          Programm sich in einem Verzeichnis befindet, das aufgrund
          der Zuordnungen in der Konfigurationsdatei mit keinem
          Laufwerk assoziiert ist. Es sollten dann die
          Laufwerkszuordnungen überprüft werden.
          
   Windows-Programme finden Einstellungen und Bibliotheken nicht
          Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt
          wird, ist es erforderlich, dass die Laufwerksbuchstaben
          unter Windows und WINE übereinstimmen. Falls ein Programm
          nämlich beispielsweise in der Registratur gespeichert hat,
          dass sich eine bestimmte Komponente im Verzeichnis
          C:\Windows\System befindet, dann ist es erforderlich, dass
          dieses Programm die Komponente auch unter WINE in dem selben
          Verzeichnis findet. Es ist jedoch möglich mit WINE
          zusätzliche Laufwerke zu verwenden (also z.B. das eigene
          Heimatverzeichnis einem Laufwerksbuchstaben zuzuordnen), die
          unter Windows nicht vorhanden sind.
          
   Spiele werden im Fenster dargestellt, obwohl Vollbild ausgewählt wurde
   und sind zu langsam

          Die meisten Spiele benutzen einen bestimmte Farbtiefe, in
          die Windows umschaltet, wenn das betreffende Spiel gestartet
          wird.  Mit dem X Window System ist es leider nicht möglich
          die Farbtiefe während des laufenden Betriebs zu ändern,
          weswegen WINE die gewünschte Farbtiefe in einem Fenster
          emulieren muss, falls der X-Server nicht in der richtigen
          Farbtiefe läuft.  Dadurch wird sehr viel Rechenleistung
          benötigt und außerdem kann nicht in einen Vollbildmodus
          geschaltet werden. Abhilfe schafft hier nur, den X-Server in
          der richtigen Farbtiefe zu starten, bevor WINE aufgerufen
          wird. Hierzu dienen die Optionen -bpp, bei X-Servern des
          XFree86-Projekts der Versionsfamilie 3.3.x bzw. -depth in
          der Versionsfamilie 4.0) Gelegentlich empfiehlt es sich
          auch, einen zweiten X-Server zu starten, was am einfachsten
          mit dem Befehl xinit(1) geschehen kann. Um beispielsweise
          das Programm q2test.exe mit WINE auf einem zweiten X-Server
          mit einer Farbtiefe von 8 Bit pro Pixel aus dem aktuellen
          Arbeitsverzeichnis zu starten, könnte der folgende Befehl
          benutzt werden (FIXME: nicht mehr korrekt ?):
          
          xinit /usr/local/bin/WINE q2test.exe --display :1 -- -bpp 8 :1
        
          Falls sich WINE in einem anderen Verzeichnis als
          /usr/local/bin befindet, ist der Befehl natürlich
          entsprechend anzupassen.
          
   Der DGA-Modus funktioniert nicht, obwohl X in der richtigen
   Farbtiefe ausgeführt wird; Spiele sind immer noch langsam
          Die Verwendung von DGA ist normalerweise nur dem
          Systemadministrator gestattet, das betreffende Programm muss
          also mit dessen Rechten ausgeführt werden. Alternativ dazu
          reicht es auch aus, Benutzern Schreib- und Leserechte auf
          die Gerätedatei /dev/kmem zu erteilen.
          
   Es ist kein Sound zu hören
          Zunächst sollte überprüft werden, ob die Soundunterstützung
          des Linux-Kernels richtig funktioniert, also ob es möglich
          ist, mit anderen Linux-Programmen die Soundkarte zu
          verwenden. Im nächsten Schritt kann überprüft werden, ob die
          Sound-Hardware von einem anderen Programm benutzt wird und
          WINE deswegen nicht darauf zugreifen kann.
          
Weiterführende Informationen

   Die zentrale Web-Adresse für Informationen zu WINE ist
   http://www.winehq.com. Dort befinden sich Links zu vielen weiteren
   Dokumenten, wie einem WINE-FAQ, einem WINE-HOWTO, einer Anleitung zum
   Erstellen von Fehlerberichten und vieles mehr.